Bild links: Ein ideales Kantenund Klotzbild einer MIG-Verglasung. Bild rechts: Links ein Versatz beim VSG. Die mittlere Scheibe steht nicht auf dem Klotz und wird nur über den Randverbund gehalten. Rechts eine Schnittkante mit Unterbruch.

Bild links: Ein ideales Kantenund Klotzbild einer MIG-Verglasung. Bild rechts: Links ein Versatz beim VSG. Die mittlere Scheibe steht nicht auf dem Klotz und wird nur über den Randverbund gehalten. Rechts eine Schnittkante mit Unterbruch. (Foto: © Verlagsanstalt Handwerk)

Die Klotzung – unscheinbar, aber entscheidend

Die Klotzung von Verglasungen ist entscheidend für die Funktionstüchtigkeit von Fenstern, Türen, Ganzglasanlagen und Glasfassaden. Welche Klotzarten wie und wo platziert werden, ist eine planerische Aufgabe.

Klötze besitzen unterschiedliche Funktionen. Über den Trageklotz werden das Eigengewicht und die druckdiagonalen Kräfte für die Aussteifung des Flügels abgetragen. Über den Distanzklotz werden die Abstände zwischen Rahmen und Verglasung gesichert.

Für Transport und Montage können weitere Klötze gesetzt werden, die nach dem Einsetzen in das Bauwerk wieder entfernt werden können. Der Dampfdruckausgleich im freien Falzraum muss stets gewährleistet sein. Die Verwendung von Klotzbrücken und zusätzliche Öffnungen aus Rundlöchern oder Schlitzen im Rahmen verhindern ständige Feuchtigkeit und ermöglichen den Dampfdruckausgleich.

Das verwendete Klotzmaterial muss alterungsbeständig, dauerdruckstabil und materialverträglich sein, und die Klötze dürfen nicht direkt an der Glaskante positioniert werden. Sie werden parallel zur Verglasung gesetzt und sind idealerweise geringfügig breiter als die Verglasung. Die Standkanten der Verglasung sollen mit der maximalen Fläche auf dem Klotz aufliegen.

Standkante

Üblicherweise werden Mehrscheiben-Isoliergläser (MIG) mit einer unbearbeiteten, geschnittenen Kante geliefert, die sowohl einen Überbruch oder Unterbruch aufweisen darf. Bei den gängigen Formaten ist das gebräuchlich. Bei großen Formaten birgt dies allerdings die Gefahr der Entstehung von Flinsen und Einläufen beim Aufsetzen, Anheben oder Verschieben.

Eine Lösungsmöglichkeit ist, die Standkante an der Verglasung zu definieren und mit dem Hersteller gesondert die Qualität einer geschliffenen Kante (KGN) oder einer polierten Kante (KPO) zu vereinbaren. Auch sollten die einzelnen Scheiben eines MIG sowie auch die VSG-Kanten ohne Versatz ausgeführt sein, damit eine möglichst gleichmäßige Lastabtragung aller Scheiben auf den Klotz ermöglicht wird.

Material

Gefordert wird für das Klotzmaterial eine Druckfestigkeit von mindestens 5 N/mm². Gerade bei Kunststoffen können sich die Eigenschaften bei hohen Temperaturen im Falzraum stark verändern.(1) Für besonders schwere Fälle gibt es auf dem Markt Kunststoffklötze mit Edelstahleinlage, die nach Angaben des Herstellers selbst bei einer Temperatur von 80°C eine Bruchlast von 902 kg je Klotz aufnehmen könnten.(2)

Höhere Traglasten können über die Verwendung anderer Werkstoffe erreicht werden, so zum Beispiel besitzt Polyoxymethylen (POM) hohe Festigkeit, Härte und Steifigkeit mit einem Elastizitätsmodul von ca. 3200 MPA auch über 80°C. POM kann trotz der Härte in direktem Kontakt mit Glas verwendet werden.

Weiterhin gibt es Elastomere in Form von Rohware und Profilen mit einer Druckfestigkeit über 20 N/ mm², die projektbezogen bearbeitet und vorbereitet werden können.(3) Möglich sind auch flüssige Verklotzungen, die nach Ausrichtung der Scheibe zusätzlich als Zwischenmaterial eingebracht werden können.(4)

Ausführung

Um höhere Lasten der Verglasungen über die Klotzung aufnehmen zu können, gilt auch eine Doppelklotzung als bewährtes Mittel. Weitere besondere Anforderungen an die Klotzung entstehen zum Beispiel durch eine Verkabelung bei schaltbaren Gläsern oder integrierten Sicherheitsschleifen.

Für Brandschutzverglasungen sind Material und Klotzung vom Systemgeber vorbestimmt und Bestandteil der Zulassung. Für gebogene Scheiben, Sonderformen und Modellscheiben ist die Positionierung der Klötze ebenfalls gesondert zu bestimmen.

Normen und Regelwerke

Die Grundlage für die Verklotzung von Glasscheiben bildet die europäische Norm DIN EN 12488 "Empfehlungen für die Verglasung – Verglasungsgrundlagen für vertikale und geneigte Verglasung" in der Ausgabe von November 2016. Darauf aufbauend gilt für eine funktionstüchtige Klotzung die Technische Richtlinie des Glaserhandwerks TR 3 "Klotzung von Verglasungseinheiten".

Speziell zum Thema Schwerlastverklotzung, Einbau und Montage von großflächigen Verglasungen wird in Kürze die Technische Richtlinie des Glaserhandwerks TR 26 "Großflächige Verglasungen" veröffentlicht.

Von Ralph Matthis


Quellen: (1) Detaillierte Angaben zur Druckfestigkeit in Abhängig der Temperatur bietet die Fa. Roto-Frank und ermöglicht somit die Planung der Klotzung.
(2) z. B. Das Produkt GL-UKS von Roto-Frank, Leinfelden-Echterdingen.
(3) z. B. Compactlager der Firma Calenberg, Salzhemmendorf.
(4) z. B. Hilti-Hit der Firma Hilti, Schaan (FL).


Mehr zum Thema: Den bebilderten Fachartikel als PDF-Datei herunterladen: Die Klotzung – unscheinbar, aber entscheidend

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