Ein Meilenstein: In Anwesenheit von Geschäftsführer Florian Kneer und Drazen Soldo (4. und 2. v.re.) ist an Christi Himmelfahrt das Aluminium-Presswerk von Kneer und Soldo in Široki Brijeg (Bosnien-Herzegowina) eingeweiht worden.

Ein Meilenstein: In Anwesenheit von Geschäftsführer Florian Kneer und Drazen Soldo (4. und 2. v.re.) ist an Christi Himmelfahrt das Aluminium-Presswerk von Kneer und Soldo in Široki Brijeg (Bosnien-Herzegowina) eingeweiht worden. (Foto: © Kneer-Südfenster)

Kneer nimmt Aluminium-Presswerk in Betrieb

Meilenstein für die Kneer-Südfenster-Gruppe: In Anwesenheit von Geschäftsführer Florian Kneer und der gesamten Familie Kneer ist das Aluminium-Presswerk von Kneer in Široki Brijeg (Bosnien-Herzegowina) an den Start gegangen.

Die historische Dimension des weiteren Entwicklungsschrittes, in der seit 2011 andauernden Partnerschaft mit der kroatisch stämmigen Soldo Group, lässt sich nicht übersehen. Die Anwesenheit von führenden Vertretern von Beschlaghäusern wie Roto (CEO Marcus Sander) oder Aluminium Systemgebern wie Stemeseder (Thomas Stemeseder) oder Gutmann (CEO Arnd Brinkmann) zeigte anschaulich die Bedeutung dieses neuen Werkes.

Die strategische Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit unseren Partnern des Familienunternehmens Soldo am Standort Široki Brijeg führte zum Bau des gemeinsamen Aluminium-Presswerks. "Bereits im Vorfeld des dargestellten Invests wurden erste, konkrete Gespräche geführt – in- und außerhalb der Branche", sagte Leiter PM, Prokurist Thomas Reinhard.

Aber nicht nur das: Dem Vernehmen nach produziert das neu gegründete Unternehmen KS-Aluminium – schon heute für die ersten Aluminium-Verarbeiter. Nicht jeder Systemgeber verfügt bekanntlich über ein eigenes Presswerk und Florian Kneer sagt: "Ich sehe keine Hindernisse für eine Zusammenarbeit in irgendeiner Richtung."

Gemeinsame Entwicklung der Haustür S95

Geschäftsführer Florian Kneer hielt gemeinsam mit Saša Dojčinović, der neben der Kunststofffenster Abteilung, für die er verantwortlich ist, die Projektleitung am Standort Široki Brijeg übernommen hat, die Eröffnungsrede. Foto: © Kneer-SüdfensterGeschäftsführer Florian Kneer hielt gemeinsam mit Saša Dojčinović, der neben der Kunststofffenster Abteilung, für die er verantwortlich ist, die Projektleitung am Standort Široki Brijeg übernommen hat, die Eröffnungsrede. Foto: © Kneer-Südfenster

Auf der BAU in München 2011, unmittelbar vor Messeschluss, stand eine Abordnung des Familienunternehmens bei Kneer am Stand und fragte nach Möglichkeiten einer Lieferpartnerschaft mit dem Fensterhersteller von der Schwäbischen Alb.

Nach dem ersten Kennenlern-Besuch in Bosnien-Herzegowina und der frühen, für solche Geschäftsanbahnungen nicht untypischen Phase des gegenseitigen Beschnupperns und auch Nivellierens bestehender Qualitätsunterschiede wurde schnell eines deutlich: Die Soldo Group legte übermäßigen Ehrgeiz an den Tag, als es darum ging, wirklich Kneer-Südfenster-Niveau zu erreichen.

"Ein Beispiel", sagt der Technische Leiter und Prokurist Alexander Schwarz "war die gemeinsame Entwicklung der Haustür S95, die bis heute mit großem Erfolg in Široki Brijeg produziert wird und auch bei deutschen Kunden großen Anklang findet".

Wertschätzung für die Partnerschaft

Mit mehr als 1.000 Gästen von Kneer-Südfenster und der Soldo Group ist die Eröffnung des Aluminium-Presswerks gefeiert worden. Foto: © Kneer-SüdfensterMit mehr als 1.000 Gästen von Kneer-Südfenster und der Soldo Group ist die Eröffnung des Aluminium-Presswerks gefeiert worden. Foto: © Kneer-Südfenster

"Wir sprechen hier über eine Aluminiumtür, beidseitig flügelüberdeckend mit 95 mm Bautiefe in flächenbündiger Optik, die wir selbstständig, also mit eigenem Füllungssystem, gemeinsam auf den Markt gebracht haben. Schon im Zuge der Lieferkettenverknappung während der zurückliegenden Jahre konnten wir damit auch unsere Kapazitäten in den deutschen Werken entlasten und waren insgesamt flexibler. Doch auch nach dem Start gemeinsamer Fertigungsaktivitäten", sagt Florian Kneer.

Der mit der gesamten Familie an Christi Himmelfahrt vor Ort war und damit auch die Wertschätzung für die Partnerschaft zum Ausdruck brachte, "wollte Soldo mehr und hat uns auch immer wieder gefordert". So entwickelte sich ein vollständiges Produktportfolio, mit Alutüren, Aluprofilen, Kunststofffenstern, den Füllungssystemen und Isolierglas.

Mit Akribie und Unternehmergeist

Längst ist in vielen Bauvorhaben nicht mehr unterscheidbar, welche Bauelemente aus Massen, dem brandenburgischen Standort, aus Schnelldorf, Westerheim oder eben Široki Brijeg kommen. Der Kunde erhält Kneer-Südfenster-Qualität. Am Standort nahe Mostar kommt das nicht von ungefähr, wie Florian Kneer vor mehr als 1.000 Einweihungsgästen an die Adresse der Soldo Familie in seiner Rede sagte: "Die Akribie, mit der Ihr arbeitet, ist immer wieder überwältigend."

Die andere Seite ist das enorme Vertrauen, das in den Jahren seit 2011 in den jeweils anderen entstanden ist. Und das letzten Endes unabdingbare Voraussetzung ist, wenn eine solche Verbindung die für beide Seiten gewünschten Erfolge bringen soll.

Das erklärt Saša Dojčinović, der neben der Kunststofffenster Abteilung, für die er verantwortlich ist, ausgerechnet in der alten Heimat die Projektleitung am Standort Široki Brijeg übernommen hat: "Auch wenn ich während der Inbetriebnahme des Aluminium-Presswerks vor Ort war und hier auch Vermarktungsaufgaben übernehmen soll, in erster Linie ist Soldo hier. Das geht nur auf Vertrauensbasis – was sollen wir machen, wenn es nicht funktioniert: Das halbe Werk ab- und in Deutschland wieder aufbauen"? fragt er rhetorisch.

Hemdsärmelig zupacken

Das Aluminium-Presswerk in Široki Brijeg verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von 12.000 to. Foto: © Kneer-SüdfensterDas Aluminium-Presswerk in Široki Brijeg verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von 12.000 to. Foto: © Kneer-Südfenster

Ausgerechnet er, der nach langen Jahren im Schwäbischen sagt, "ich hatte mit dem Balkan längst abgeschlossen", steht nun stellvertretend für zwei Kulturen, die in der Verbindung der Kneer-Südfenster-Gruppe und der Soldo Group zusammenspielen.

Denn, das bekräftigt auch Thomas Reinhard vom Standort Schnelldorf, in Sachen Agilität und was die Bereitschaft angeht, einfach mal direkt auf eine Herausforderung loszugehen, werde in Bosnien-Herzegowina in erster Linie hemdsärmelig zugepackt. So habe es im Projekt der gemeinsam entwickelten Alutür S95 schon auch Reibungsverluste gegeben, weil "wir da in Deutschland einfach normenorientierter sind, während die Kollegen bei Soldo einfach gesagt haben: "Das können wir bauen, los geht’s".

Positive Energie

Natürlich funktioniert das nicht immer und kommt auch nicht in allen Fällen in Form kürzerer Entwicklungszeiten im Markt an, wenn die nach der Los geht’s-Methode gefundenen Lösungen am Ende dem deutschen, normengeprägten Qualitätsverständnis nicht standhalten.

Doch gerade Reinhard beschreibt noch ein anderes Phänomen, das zeigt, warum Öffnung und neue Impulse häufig die dringend benötigten Teilchenbeschleuniger von außen sein können: "Ich merke das bei mir selbst und deshalb bin ich auch glücklich darüber, dass wir mit einer starken Abordnung anlässlich der Einweihung des Aluminium-Presswerks hier waren: diese positive Energie, die Freude daran, anzupacken – das macht einem unweigerlich Lust darauf, Gas zu geben."

Neue Regionalität

KS-Aluminium verarbeitet die gerade mal 20 km entfernt in Mostar zugekauften Aluminium-Bolzen in Široki Brijeg zu Profilen, was den CO2-Fußabdruck deutlich reduziert. Foto: © Kneer-SüdfensterKS-Aluminium verarbeitet die gerade mal 20 km entfernt in Mostar zugekauften Aluminium-Bolzen in Široki Brijeg zu Profilen, was den CO2-Fußabdruck deutlich reduziert. Foto: © Kneer-Südfenster

Das Aluminium-Presswerk in Široki Brijeg, das letztlich natürlich auch eine Reaktion auf die Mangelerfahrungen mit unterbrochenen Lieferketten während der Pandemie war, verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von 12.000 t. Es verändert vollkommen die strategischen Möglichkeiten für die Kneer-Südfenster-Gruppe – ein Fensterhersteller mit Zugang zur Aluminiumverarbeitung wächst in die Rolle des Zulieferanten hinein, in und außerhalb der Branche.

Zugleich entsteht durch diesen investiven Schritt natürlich, auch unter Nachhaltigkeitsaspekten, eine neue Regionalität. Denn die im Konstrukt der beiden Familien neu hinzugekommene Firma KS-Aluminium verarbeitet die gerade mal 20 km entfernt in Mostar zugekauften Aluminium-Bolzen in Široki Brijeg zu Profilen, was selbstverständlich den CO2-Fußabdruck verglichen mit der bisherigen Situation deutlich reduziert. Der Lieferperformance zumal dürfte es nicht abträglich sein.

Von Reinhold Kober


Weitere Informationen: www.kneer-suedfenster.de