Die Teilnehmer des 1. Projekttreffens.

Die Teilnehmer des 1. Projekttreffens. (Foto: © Fraunhofer IBP / Christoph Schwitalla)

VDPM-Umweltforschungsprojekt zu beregneten Fassaden

Welche Auswirkungen haben beregnete Fassaden-Baustoffe auf die Umwelt? Diese Frage stand im Mittelpunkt des 1. Projekttreffens im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsvorhabens des VDPM und des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP.

Wie nass eine Fassade bei starkem Regen werden kann, davon konnten sich die rund 30 Teilnehmer des Projekttreffens in Holzkirchen beim Blick aus dem Fenster überzeugen. Das Wetter gehörte nicht zum Programm, bildete aber die passende Kulisse für die zentrale Frage, welche Auswirkungen beregnete Fassaden-Baustoffe auf die Umwelt haben.

Im Vortragsraum des Fraunhofer IBP waren Experten der projektbeteiligten Institutionen und Verbände zusammengekommen, um sich über die Ausgangslage und den Stand des Forschungsvorhabens "Entwicklung eines Modells zur Bewertung der Umwelteigenschaften üblicher Putze und Mörtel im Außenbereich" zu informieren und auszutauschen. Mit dabei waren Projektpartner und Mitglieder der VDPM Arbeitskreise Mineralische Mörtel, Pastöse Putze sowie Umwelt und Gefahrenstoffmanagement.

Stand der Modellentwicklung

Pablo Alberto Vega García. Foto: © Fraunhofer IBP / Christoph SchwitallaPablo Alberto Vega García. Foto: © Fraunhofer IBP / Christoph Schwitalla

Vorgestellt wurden erste Ergebnisse der Doktorarbeit von Pablo Alberto Vega García, dessen Doktorandenstelle gemeinsam vom VDPM, der TU München und dem Fraunhofer IBP finanziert wird. Vega, der in seiner Heimat Mexiko Bauingenieurwesen, später in Deutschland Umweltingenieurwesen studiert hat, referierte über die Inhalte seiner Forschung und den Stand der Modellentwicklung.

Zunächst wird er die Regenmenge, die an einer Fassade tatsächlich abläuft mit Hilfe von realen Versuchsdaten quantifizieren. Anschließend entsteht ein Modell, mit dem ermittelt werden kann, welche Stoffmengen in Abhängigkeit von der Putzart aus der Fassade gelöst werden. Und in einem dritten Schritt wird dann erfasst, ob sich daraus eine Belastung des Grundwassers ergibt. Erste Computersimulationen konnte Vega García bereits vorstellen. Beeindruckend war die hohe Übereinstimmung der Rechenmodelle mit Daten aus den langjährigen Versuchsreihen.

Betreut wird die auf drei Jahre angelegte Doktorarbeit von Prof. Dr. Brigitte Helmreich vom Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München. Sie gab den Zuhörern einen kurzen Einblick in die Arbeit des Lehrstuhls und in den Prozess vom Forschungsvorhaben bis zur Promotion.

Baustoff Putz und seine Eigenschaften

Dr. Regina Schwerd vom Fraunhofer IBP erläuterte die Erkenntnisse aus über zehn Jahren Umweltforschung, welche die Grundlage für das aktuelle Vorhaben bilden. Diese Daten fließen in das Modell ein und werden systematisch ausgewertet.

"Das Thema beregneter Bauteile steht auch bei anderen Forschungsprojekten im Fokus. Bei uns geht es jedoch konkret um den Baustoff Putz und dessen Eigenschaften", betonte Dr. Hans-Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des VDPM, in seiner Begrüßung.

Einzigartiges Projekt.

Dr. Hans-Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des VDPM. Foto: © Fraunhofer IBP / Christoph SchwitallaDr. Hans-Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des VDPM. Foto: © Fraunhofer IBP / Christoph Schwitalla

Der Frage, welche Auswirkung beregnete Putzflächen auf die Umwelt haben, geht der VDPM in gemeinsamen Forschungsvorhaben seit mehr als zehn Jahren mit Freilandversuchen und im Labor nach. Sogar Versuchshäuser wurden gebaut, um den Einfluss realer Fassaden und deren Ausrichtung zu erfassen. Keine andere Institution verfügt über Untersuchungsdaten aus einem so langen Zeitraum.

Dr. Riechers: "Am Ende erhalten wir einen Bewertungsmaßstab, mit dem wir aus einem Laborversuch die Auswirkungen eines Putzes auf die Umwelt abschätzen können. Solche Bewertungen werden in Deutschland und Europa verlangt."

Innerhalb des VDPM wird das Vorhaben vom Arbeitskreis Umwelt und Gefahrstoffmanagement unter der Leitung von Dr. Dieter Schübl und einer eigens dafür eingerichteten Expertengruppe begleitet. Dr. Hans-Joachim Riechers: "Das ist ein einzigartiges Projekt."

Bewertung der Umwelteigenschaften von Beton

Abgerundet wurde das Treffen in Holzkirchen von Vorträgen weiterer Branchenexperten, die ebenfalls mit großem Interesse verfolgt wurden. So erläuterte Brigitte Strathmann vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt), Berlin, die Anforderungen an Dächer und Außenwände bezüglich der Auswirkungen auf Boden und Gewässer in der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB).

Unter dem Titel "Umweltverträglichkeit von Beton" referierte Hans-Joachim Feuerborn vom internationalen Fachverband VGB PowerTech e.V. über die Bewertung der Umwelteigenschaften von Beton. Innovative Aufbereitungsverfahren für Bauschutt stellte zum Abschluss der Veranstaltung Dr. Severin Seifert vom Fraunhofer IBP vor.

Die einhellige Meinung der Teilnehmer nach dem Treffen lautete: "Das gemeinsame Projekt ist vorbildlich und auf einem guten Weg!" Und auch der Termin für das nächste Treffen steht bereits fest: der 5. Mai 2020.

www.vdpm.info