CEO Helmut Friedrich (l.) und Head of Sales Europe Dirk Danzebrink eröffneten den Infotag.

CEO Helmut Friedrich (l.) und Head of Sales Europe Dirk Danzebrink eröffneten den Infotag. (Foto: © ASO)

7. ASO Infotag: Längst digital oder noch Stahl?

RTS Magazin - Aktuell

November 2019

Die Torbranche versammelte sich zum 7. ASO Infotag im A2-Forum in Rheda-Wiedenbrück unter dem Motto "Längst digital oder noch Stahl – Wie sich das Tor bewegt".

Rund 200 Fachleute aus ganz Deutschland referierten und diskutierten unter der Moderation von ASO Geschäftsführer Helmut Friedrich und Vertriebsleiter Dirk Danzebrink über die neuesten Entwicklungen rund ums Tor.

Schon am Vorabend hatten die Teilnehmer Gelegenheit zum Austausch und Netzwerken: Friedrich hatte nach Lippstadt eingeladen um den ASO-Hallenneubau, mit der die Produktionsfläche in Lippstadt verdoppelt wird, noch vor der offiziellen Einweihung zu präsentieren. Mitten in der 4800 Quadratmeter großen, neuen Halle traf sich ein Großteil der Infotag-Teilnehmer zu einem rustikalen Abend, passend zum Motto "Bauabnahme".

Stand der Dinge

Der ASO Infotag startete mit der Vorstellung des Energielabels des European Door and Shutter Federation e.V. (E.D.S.F.) durch Nicolas Geitmann. Als Technischer Referent des E.D.S.F. berichtete er kurz über Geschichte, Tätigkeiten und diverse Arbeitsgruppen des Vereins. Zu den Zielen des E.S.D.F. gehört u. a. das Bewusstsein für Normen zu schärfen – ein Thema, das im Verlauf des Infotages immer wieder aufgegriffen wurde und auch in den Diskussionsrunden im Mittelpunkt stand.

Die Arbeitsgruppe "Energie", die sich zum Ziel gesetzt hat Energieverluste durch automatisierte Tore zu reduzieren, entwickelte – basierend auf der TR 16676 – Energieverluste durch Industrietore – einen Energiekalkulator, der in sieben Sprachen online unter www.esdf.com/calculator verfügbar ist. In drei Schritten können Nutzer die Energiesituation ihrer Tore analysieren und erfahren, wie die Energiebilanz verbessert werden kann.

Mit dem in Vorbereitung befindlichen E.S.D.F. Energielabel für Tore und Türen sollen sich Kunden dann bewusst für ein Produkt entscheiden können, dass für ihre Anwendung am effizientesten ist. Für Hersteller bedeutet dies, dass sie mit dem Energielabel klare und greifbare Informationen über die Energieeffizienz ihrer Produkte liefern können und so den Auswahlprozess der Kunden unterstützen.

Aktuelle Aktivitäten des Verbands

Im nächsten Vortrag berichtete Dipl.-Ing Olaf Heptner, Geschäftsführer des Bundesverband Antriebs- und Steuerungstechnik Tore (BAS.T), über aktuelle Aktivitäten des Verbands. Zu den Aufgaben des BAS.T zählt u. a. die Unterstützung seiner Mitglieder in allen Fragen der Technik und Marktanalyse und das Erstellen gemeinsamer Interpretationen von Richtlinien und/oder Vorschriften und Qualitätsrichtlinien.

Rund 200 Fachleute folgten der Einladung nach Rheda-Wiedenbrück. Foto: © ASORund 200 Fachleute folgten der Einladung nach Rheda-Wiedenbrück. Foto: © ASO

In diesem Zusammenhang berichtete Olaf Heptner vom BAS.T-Qualitätssiegel, das Fachhändlern und Endverbrauchern Sicherheit bei der Auswahl von Produkten rund ums Tor gibt, denn Produkte mit diesem Siegel erfüllen alle gesetzlichen und normativen Anforderungen. Vorgestellt wurde auch das BAS.T-eigene Prüfzentrum PzTA, in dem Tor-Antriebskombinationen von einer neutralen Prüfstelle bewertet und geprüft werden. Zum Abschluss informierte er über eine Marktstudie zum Thema "Sicherheitsempfinden", die der BAS.T jüngst durchgeführt hat.

Es folgte ein Doppelvortrag von Bernd Mathes, Dipl.-Ing. in der Abteilung Maschinen- und Funktionale Sicherheit des TÜV Nord Cert. Zunächst ging es um die Baumusterprüfung von Kleinserien: Welche kraftbetätigten Tore sind prüfpflichtig? Welche Ausnahmen gibt es und was wird geprüft?

Stand der Normenkonformität

Nach einer kurzen Kaffeepause ging es dann gleich weiter zum zweiten Vortrag zur Normenrevision der EN 12453, die nach Ihrem Erscheinen vermutlich im Jahr 2020 unter der Maschinenrichtlinie harmonisiert wird. Die Änderungen, die im Moment noch diskutiert werden, betreffen u. a. Sicherheitsanforderungen und deren Überprüfung sowie Schutzmaßnahmen.

Markus Macal, von der Handwerkskammer Düsseldorf öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Metallbauerhandwerk mit dem Spezialgebiet Industrie- und Garagentore, erläuterte im nächsten Vortrag den tatsächlichen Stand der Normenkonformität im aktuellen Bestand. Aus Sicht des Sachverständigen weisen ca. 65-70 Prozent der Toranlagen auch heute noch einen Verstoß gegen die aktuellen Regelwerke auf, wobei das Problem weniger beim Produkt Tor liege, sondern oftmals in der Art und Weise der Montage.

Fehlendes Fachwissen und damit verbundene Unsicherheiten führten u. a. zur fehlerhaften Montage von Sicherheitsbauteilen. Vielen Betreibern von Toranlagen sei zudem nicht bewusst, dass regelmäßige Prüfungen durchgeführt werden müssen, erforderliche Nachrüstungen blieben somit aus.

Fachmessen der Torbranche

Als weiteren Grund führte Markus Macal an, dass Metallbauer und Schlosser z. T. unsichere Tore in den Markt bringen, bei denen es sich um Eigenkonstruktionen ohne die erforderlichen Sicherheitseinrichtungen, ohne Dokumentation und ohne CE-Kennzeichnung handle. Eine Sensibilisierung für die Notwendigkeit von Sicherheitsmaßnahmen und Überprüfungen der Sicherheitsanforderungen müsse erfolgen.

Anschließend stellte Kai-Uwe Grögor vom BVT – Verband Tore Zahlen, Daten und Fakten zu den Fachmessen der Torbranche vor: zum einen die Weltleitmesse "R+T", die alle drei Jahre in Stuttgart stattfindet und ihre internationalen Ableger in Asien, Südamerika und der Türkei.

Ebenfalls als wichtige Fachmesse hat sich zum anderen die "Perimeter Protection" entwickelt, die im zweijährigen Turnus in Nürnberg organisiert wird. Hier geht es um Perimeter-Schutz, Zauntechnik und Gebäudesicherheit.

Viel Input

Die Pausen wurden für den Austausch untereinander genutzt. Foto: © ASODie Pausen wurden für den Austausch untereinander genutzt. Foto: © ASO

Nach dem Mittagessen und weiterer Gelegenheit zum persönlichen Austausch ging es mit einem umfassenden Vortrag zum Thema "Patentrechtsverletzung und Produktpiraterie" von Patentingenieurin Kathrin Quint von der Veka AG weiter. Sie stellte unterschiedliche Schutzrechte, mit denen Hersteller ihren Markt schützen können vor, wobei dem Patent als gewerblichem Schutzrecht eine wichtige Rolle zukommt.

Sie machte dem Auditorium klar, dass eine permanente Patentüberwachung und -recherche nötig ist, um zum einen eigene Schutzrechte zu wahren, andererseits aber auch sicher zu stellen, dass man selber nicht zum Patentverletzer wird.

Ein weiterer Aspekt der Recherche ist die frühestmögliche Information über Entwicklungen bei Marktbegleitern. Neben Informationen zu möglichen gerichtlichen und außergerichtlichen Lösungen bei Patentrechtsverletzungen, wies Kathrin Quint auf die teilweise erheblichen Kosten für Verfahren im Zuge von Patentverletzungen hin.

Connectivity am Tor – existiert die eine Lösung?

Ganz im Zeichen der Digitalisierung stand anschließend die Präsentation "Connectivity am Tor – existiert die eine Lösung?" von Christoph Marny, Chamberlain GmbH. Auf dem Markt finden sich eigenständige und integrierte Lösungen der Antriebshersteller aus der Torbranche, Bussysteme und Smart Home- Systeme und aber auch systemunabhängige Lösungen durch Kommunikation zwischen Tor und Antrieb.

Komfort und Mehrwert bei der Torsteuerung für Endkunden sowie in der gewerblichen Nutzung bedeuten gleichzeitig höhere Anforderungen an Sicherheit, technische Standards und den Datenschutz – hier müssen in der EU wiederum Anforderungen der einschlägigen Richtlinien und Normen und zusätzlich die der Datenschutzgrundverordnung erfüllt werden.

Außerhalb der EU gibt es viele nationale Unterschiede, die Hersteller und Nutzer vor Herausforderungen stellen. Zu erwarten ist in der Zukunft eine stärkere Regulierung der Nutzung und eine Ausweitung der Funktionalität in Bezug auf Komfort, Sicherheit, stärkere Einbindung in das Haus- und Energiemanagement, Wartungssysteme und Serviceerhöhung.

Torantrieb der Zukunft

Weiter ging es mit dem Torantrieb der Zukunft. Dipl.-Ing. Norbert Pewny, Senior Technical Project & Product Manager bei ASO Safety Solutions gab einen Überblick über Toranwendungen und ihre Antriebstechnik sowie klassische und moderne Steuerungen. Für die einzelnen Anwendungsfälle wird es seiner Auffassung nach in naher Zukunft keine großen Veränderungen geben.

Tore für private Anwendungen werden weiterhin auf bürstenbasierte DC-Antriebe setzen, bei Industrietoren kommen AC-Antriebe zum Einsatz und in Spezialfällen wird auf bürstenlose DC-Antriebe (BLDC) zurückgegriffen. AC-Steuerungen mit Frequenzumrichter (FU) werden vielseitiger und leistungsstärker um die Tor-Hardware zu schonen und Komfort sowie Flexibilität zu erhöhen.

Es ist davon auszugehen, dass Wendeschützsteuerungen weiter von FU-Steuerungen verdrängt werden. Die zukünftige Bedeutung der BLDC-Antriebe und -Steuerungen wird maßgeblich durch externe Treiber wie Robotik und E-Mobilität bestimmt werden.

Torautomation und die Peripherie

Helmut Friedrich und Dirk Danzebrink mit den Referenten Christopf Marny, Norbert Pewny, Nicolas Geitmann, Markus Macal, Bernd Mathes, Kai-Uwe Grögor, Olaf Vögele, Kathrin Quint und Olaf Heptner (von links nach rechts). Foto: © ASOHelmut Friedrich und Dirk Danzebrink mit den Referenten Christopf Marny, Norbert Pewny, Nicolas Geitmann, Markus Macal, Bernd Mathes, Kai-Uwe Grögor, Olaf Vögele, Kathrin Quint und Olaf Heptner (von links nach rechts). Foto: © ASO

In der nächsten Präsentation, wiederum gehalten von Norbert Pewny, stand die Torautomation und die Peripherie für die bidirektionale Kommunikation im Mittelpunkt. Gerade im Produktions- und Logistikbereich gibt es hier vielfältige Ansätze, um mit im System generierten Informationen zukünftig Störungen an Toranlagen und somit dem Verlust von Wirtschaftlichkeit entgegenzuwirken.

Die Steuerungen werden daher in Zukunft immer mehr zur Schaltzentrale für alle Daten des Tormanagements. Sensoren, Befehlsgeber und Überwachsungsgeräte werden smarter, u. a. durch Busfähigkeit und größeren Leistungsumfang der Sensoren, Produkte verschiedener Hersteller über offene Bus-Systeme vernetzbar – all dies resultiert in einem höheren Nutzwert durch den Torbetreiber z. B. durch vorausschauende Überwachung und gegebenenfalls Wartung.

Dazu gehört aber beispielsweise auch die Bereitstellung von Informationen über den Öffnungszustand der Tore, die Verfügbarkeit zum Laden/Entladen, die voraussichtliche Dauer der Belegung, die Häufigkeit der Nutzung oder Informationen an den Fahrer, welches Tor zum Laden/Entladen genutzt werden soll.

Nacherfüllung und Schadenersatzansprüche

Zum Abschluss des ASO Infotags referierte Olaf Vögele zum Thema "Nacherfüllung und Schadenersatzansprüche". Als Sachverständiger für Rollladen, Tore und Sonnenschutz erläuterte er die Auswirkungen der Änderungen des §439 BGB für Kunden, Händler und Hersteller. Anhand von Fallbeispielen aus der Torbranche machte er klar, mit welchen Ansprüchen die jeweiligen Glieder der Lieferkette konfrontiert werden können.

Um gerade Personenschäden und daraus resultierende Schadenersatzansprüche zu vermeiden, wies auch er nochmals auf die Wichtigkeit von Wartungen, notwendigen Inspektionen und sicherheitstechnischen Überprüfungen durch geschultes Personal, die notwendige Dokumentation und Protokollierung sowie Quittierung aller Leistungen durch den Kunden hin.

Fachforum der Torbranche

Nach acht Stunden geballter Information, Diskussion und Netzwerken ging ein weiterer ASO Infotag zu Ende. "Wir hoffen, dass wir mit dem ASO Infotag zu einem größeren Bewusstsein für Sicherheit am Tor und was alles dafür nötig ist, beitragen konnten," so ASO-Gründer und Geschäftsführer Helmut Friedrich.

"Kleine Verbesserungen sind immer möglich, aber ich bin sehr zufrieden über Ablauf und Ausgestaltung des 7. ASO Infotages. Die Qualität der Vorträge und das Feedback, das wir von unseren Teilnehmern bekommen haben bestärken uns darin, auch in den nächsten Jahren den ASO Infotag als Fachforum der Torbranche auszurichten."

www.asosafety.de