Alex Caestecker, Marketingmanager „Fineo“ bei AGC Glass Europe, ist überzeugt von den Vorteilen des neuen Vakuum-Isolierglases: „Mehr Lichttransmission, höhere solare Energiegewinne, besserer Schalldämmwert…ich könnte noch lange so weitermachen“, erklärt er.

Alex Caestecker, Marketingmanager „Fineo“ bei AGC Glass Europe, ist überzeugt von den Vorteilen des neuen Vakuum-Isolierglases: „Mehr Lichttransmission, höhere solare Energiegewinne, besserer Schalldämmwert…ich könnte noch lange so weitermachen“, erklärt er. (Foto: © AGC Glass Europe)

Vakuum-Isolierglas „Fineo“: Über Jahrzehnte konstante Werte

AGC Glass Europe hat die Produktion des Vakuum-Isolierglases „Fineo“ aufgenommen. Im Gespräch mit Glas+Rahmen erläutert der für das neue Produkt zuständige Marketingmanager Alex Caestecker technische Details und die anvisierten Einsatzbereiche.

Glas+Rahmen: Welches sind die wichtigsten Vorteile Ihres neuen Vakuum-Isolierglases Fineo im Vergleich zu klassischen Zweifach- und Dreifach-Isoliergläsern?
Alex Caestecker: Zuallererst natürlich der schlanke Aufbau. Mit zwei drei Millimeter dünnen Floatglasscheiben und dem Scheibenzwischenraum von 0,1 Millimeter ist die Isolierglaseinheit bei gleichem oder besserem Wärmedämmwert rund vier- bis fünfmal dünner als ein Dreifachwärmedämmglas. Weitere Vorteile: Mehr Lichttransmission, höhere solare Energiegewinne, besserer Schalldämmwert…ich könnte noch lange so weitermachen.

Glas+Rahmen: Welche Einsatzbereiche haben Sie für den Start des Produkts und langfristig im Blick?
Caestecker: Das Glas ist von Beginn an für den Denkmalschutz interessant, denn es kann monolithisch in Profile eingebaut werden, wenn gewünscht sogar mit einer zusätzlich laminierten Gussglas-Scheibe, sodass die klassische Optik gewahrt bleibt. Für Modernisierer ist es ebenso interessant: Tauschen Sie eine Scheibe in Ihrem Zweifach-Iso durch eine 6,1 mm dünne Fineo-Unit aus und Sie erhalten sofort einen Wärmedämmwert von 0,4 W/(m2k). Etwas längerfristig ist das Ziel natürlich, dass wir Profilhersteller als Partner gewinnen können, die für Fineo ein eigenes schmales Profil entwickeln. Das wäre ein Quantensprung für Gewicht, Ästhetik… aber das wird gegebenenfalls ein bis zwei Jahre dauern.

Die beiden Scheiben des Vakuum-Isolierglases Fineo sind durch eine 0,1 Millimeter dünne Vakuumschicht voneinander getrennt. Die Gesamtdicke des Glases ist im Standardaufbau mit 2 x 4 Millimeter dicken Gläsern dünner als ein Zentimeter und bietet dennoch eine Wärmedämmung (Ug-Wert) von 0,4, bis 0;7 W/m2K. Foto: © AGC Glass EuropeDie beiden Scheiben des Vakuum-Isolierglases Fineo sind durch eine 0,1 Millimeter dünne Vakuumschicht voneinander getrennt. Die Gesamtdicke des Glases ist im Standardaufbau mit 2 x 4 Millimeter dicken Gläsern dünner als ein Zentimeter und bietet dennoch eine Wärmedämmung (Ug-Wert) von 0,4, bis 0;7 W/m2K. Foto: © AGC Glass Europe

Glas+Rahmen: Kann Fineo auch in herkömmliche Fensterkonstruktionen eingebaut werden?
Caestecker: Ja, als eine von zwei Scheiben in einem herkömmlichen Rahmen, es benötigt nur etwas mehr Einstand im Profil.

Glas+Rahmen: Die Holzforschung Austria und die TU Wien haben in einem Projekt diverse Holz- und Holz-/Alu-Fenstervarianten speziell für die Integration von Vakuum-Isolierglas entwickelt. Sind aus Ihrer Sicht ganz neue Fensterkonstruktionen notwendig bzw. möglich oder reichen für die sinnvolle Integration kleine konstruktive Veränderungen bewährter Konstruktionen?
Caestecker: Beides ist möglich und wünschenswert, neue Fensterkonstruktionen und Profile, aber auch die sinnvolle Nutzung in bestehenden Profilen.

Glas+Rahmen: Gibt es aus den Reihen der Fensterbauer bereits Interessenten, die auf Basis Ihres Vakuum-Isolierglases ganz neue Systeme etablieren möchten?
Caestecker: Ja, es laufen bereits Gespräche.

Glas+Rahmen: Welches Kundenklientel haben Sie aktuell im Fokus? Gibt es bereits Partnerschaften oder Kooperationen?
Caestecker: Bei der Vorstellung unseres neuen Produktes im Markt haben wir aktuell zunächst Modernisierer, Denkmalschutz, Technikenthusiasten im Blick.

Das Vakuum-Isolierglas Fineo kommt ohne Dichtungen und Evakuierungsöffnung aus. Die winzig kleinen und nahezu transparenten Pillars, die die beiden Scheiben der VIG-Einheit auf Abstand halten, sind für den Betrachter bei genauem Hinsehen erst aus einer Entfernung von etwa einer Armlänge zu erkennen und werden im normalen Nutzungsalltag nicht wahrgenommen. Foto: © AGC Glass EuropeDas Vakuum-Isolierglas Fineo kommt ohne Dichtungen und Evakuierungsöffnung aus. Die winzig kleinen und nahezu transparenten Pillars, die die beiden Scheiben der VIG-Einheit auf Abstand halten, sind für den Betrachter bei genauem Hinsehen erst aus einer Entfernung von etwa einer Armlänge zu erkennen und werden im normalen Nutzungsalltag nicht wahrgenommen. Foto: © AGC Glass Europe

Glas+Rahmen: Bei früheren Vakuum-Isolierglas-Konstruktionen hörte man von Schwierigkeiten bei der Haltbarkeit des Randverbunds. Wie hat AGC Glass Europe dieses Problem gelöst und welche Nutzungsdauer bieten Sie bei Fineo?
Caestecker: Herkömmliche Abstandhalter entfallen ebenso wie eine Dichtung, denn die Scheiben werden im fünf bis sechs Millimeter dünnen Randbereich keramisch aufeinander geschmolzen. Das Ganze geschieht sehr sauber, auch optisch. Es gibt keine Evakuierungsöffnung. Die technischen Werte bleiben konstant, auch über Jahrzehnte. Wird es in Dachfenster oder überkopf eingebaut, gibt es keine Konvektion, darum bleiben die technischen Werte auch hier konstant. Fineo einzusetzen, ist also eine langfristige und nachhaltige Investition. Apropos: Das Glas ist bleifrei und kann zu 100 Prozent recycelt werden.

Glas+Rahmen: Der Trend im Baubereich geht zu immer größeren Glaselementen. Lassen sich technisch auch größere Abmessungen als die beim Produktionsstart angegebenen 1,6 mal 2,4 Meter oder 1,5 mal x 2,5 Meter herstellen?
Caestecker: Aktuell starten wird erst einmal mit den genannten Größenordnungen. Dann werden wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Unterhalb dieser Maximalabmessungen sind die VIG-Größen frei wählbar. Die aktuell kleinste produzierbare Größe liegt bei 0,20 mal 0,20 Meter .

Die Fragen stellte Jürgen Vössing, Chefredakteur Glas+Rahmen


AGC Glass Europe: Startschuss für VIG der neuen Generation

www.agc-glass.eu