(Foto: © Interconnection Consulting)

Wohnbaukrise belastet Fenstermarkt in Westeuropa

Steigende Baufinanzierungskosten, höhere Energiepreise und die Unsicherheit der ökonomischen Entwicklung haben die Prognose des europäischen Fenstermarktes über den Winter 2022 eingetrübt.

Insgesamt wird das Absatzvolumen des Fenstermarktes in Westeuropa 2023 um 5,3 Prozent zurückgehen. 2022 konnte der Absatz noch einmal um 2,8 Prozent zulegen, wie eine neue Studie von Interconnection Consulting zeigt, deren Ergebnisse beim Wiener Fensterkongress (22.-23. Juni 2023) vorgestellt werden.

Vor allem der Fensterabsatz im Neubaubereich wird durch die steigenden Baufinanzierungskosten beeinträchtigt. Bauprojekte im Wohnbau werden verschoben oder gar storniert. Erst 2025 ist wieder mit einem nachhaltigen Aufschwung am Fenstermarkt in Westeuropa zu rechnen. Das Renovierungssegment wird demgegenüber nicht so stark fallen wie das Neubausegment und weist auch langfristig ein starkes Potential auf.

Nicht zuletzt auch deswegen, weil die EU-Kommission vorschlägt, dass die Energieeffizienz jedes Wohngebäudes in der EU bis 2033 zumindest Klasse D erreichen soll. Schon im Vorjahr hat der Sanierungsbereich mit einem Anstieg von 3,7 Prozent besser performt als der Gesamtmarkt. Mittlerweile werden zwei von drei Fenstern im Sanierungsbereich verkauft.

Südeuropa ist Wachstumskaiser

2022 haben vor allem in Südeuropa die staatlichen Fördermaßnahmen zu einem extremen Anstieg des Fensterabsatzes im Renovierungsbereich geführt. Der Absatz erhöhte sich in Südeuropa (Italien, Spanien, Portugal) um rund 8 Prozent. Allein in Italien lag das Wachstum im vergangenen Jahr bei 13,4 Prozent. Jedoch werden die neuen Regelungen beim "Superbonus" zu einem Rückgang in der Nachfrage am Fenstermarkt führen, erklärt Laszlo Barla, Autor der Studie.

"Marktteilnehmer und Experten fürchten einen Rückgang in Italien von bis zu 10 Prozent". Auch Interconnection geht von einem signifikanten Rückgang des italienischen Fenstermarktes aus, jedoch von einem hohen Niveau aus, wie Barla betont. Insgesamt wird die Region Südeuropa im nächsten Jahr um weniger als 5 Prozent schrumpfen und damit weniger als der westeuropäische Durchschnitt, was auch an der hohen Renovierungsrate von fast 80 Prozent liegt.

Schwacher Sanierungssektor in Österreich und Schweiz

5 Prozent wird der Rückgang der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) betragen. In Österreich war im Gegensatz zu allen anderen Ländern Westeuropas 2022 die Sanierung rückläufig. Es wurde mehr in Photovoltaik und Heizungssystemtausch investiert als in die Gebäudehülle (Fensteraustausch). Neben den stagnierenden Baufertigstellungen führte dies zu einem leichten Minus von rund 3 Prozent beim Fensterabsatz.

Für 2023 erwartet Interconnection einen Rückgang von 15 Prozent bei den Baufertigstellungen. In der Schweiz stagnierte der Fensterabsatz im letzten Jahr. Trotz geringerer Inflation wird auch in der Schweiz der Wohnungsbau zurückgehen und zu einem Sinken des Fensterabsatzes im Neubaubereich führen. Auch der Renovierungssektor wird um rund 1 Prozent zurückgehen und kann damit den Abschwung im Wohnbaubereich nicht kompensieren.

Am stärksten ist der Rückgang des Fensterabsatzes in der Region Großbritannien & Irland mit rund 7 Prozent. Insgesamt am besten hält sich die Region Nordeuropa (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland), die 2023 nur rund 4,5 Prozent beim Marktvolumen einbüßen wird.

Hohes Wachstum bei PVC-Fenster in Südeuropa

Insgesamt werden im Wohnbau 70 Prozent der Fenstereinheiten abgesetzt. PVC-Fenster stellen mit 43,9 Prozent den größten Teil. Vor allem in Südeuropa haben der mehrgeschossige Wohnbau und die thermische Sanierung die Verbreitung der PVC-Fenster begünstigt. So lag die Wachstumsrate für PVC-Fenster in Italien bei 16,4 Prozent und in Spanien bei 6,3 Prozent im Jahr 2022. Insgesamt liegt der Anteil der PVC-Fenster in Südeuropa bei 38 Prozent.

In den Regionen Großbritannien & Irland, DACH und Frankreich & Benelux liegt der PVC-Anteil sogar bei rund 50 Prozent. Metallfenster kommen insgesamt auf einen Anteil von 26,4 Prozent und Holzfenster auf 14,7 Prozent. In der DACH-Region und in den nordischen Ländern sind vier von fünf verkauften Fenstern dreifach verglast. In den anderen untersuchten Regionen (Südeuropa, Großbritannien & Irland, sowie Frankreich & Benelux) dominiert die Doppelverglasung. In Frankreich & Benelux liegt der Anteil der Doppelverglasung bei rund 90 Prozent.


Weitere Informationen: www.interconnectionconsulting.com/de/

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