Aus technischem Kunststoff gefertigte Abstandhalter von Technoform: In der Mitte der Warme Kante-Hybrid-Abstandhalter für alle Anforderungen. Rechts der Warme Kante-Abstandhalter mit hoher thermischer Leistung für Isoliergläser mit nochmals erhöhten Dämmansprüchen und links der Warme Kante-Hybrid-Abstandhalter für Isoliergläser mit innenliegenden Jalousien.

Aus technischem Kunststoff gefertigte Abstandhalter von Technoform: In der Mitte der Warme Kante-Hybrid-Abstandhalter für alle Anforderungen. Rechts der Warme Kante-Abstandhalter mit hoher thermischer Leistung für Isoliergläser mit nochmals erhöhten Dämmansprüchen und links der Warme Kante-Hybrid-Abstandhalter für Isoliergläser mit innenliegenden Jalousien. (Foto: © Technoform)

Warme-Kante-Lösungen: Den Alleskönner gibt es nicht

Neben Qualität und Langlebigkeit spielen für die Herstellung von Isolierglaselementen mit Warmer Kante auch Effizienz und Produktivität eine zentrale Rolle.

Im Produktmanagement-Team von Technoform unterstützt Jörg Lenz Isolierglashersteller dabei, Kunststoff-Spacer in hoher Qualität und effizient zu verarbeiten. Im Interview erläutert der Spezialist für die Warme Kante, worauf es dabei ankommt und wie sich gängige Systeme voneinander unterscheiden.

Gebäudehülle: Herr Lenz, Sie kennen den Isolierglasmarkt seit vielen Jahren. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge hinsichtlich der Umstellung auf Warme Kante-Systeme?
Lenz: Wer den steigenden Anforderungen an die Energieleistung von Isolierglaselementen gerecht werden will, kommt an der Warmen Kante nicht vorbei. Das gilt sowohl für Endverbraucher und Planer als auch für die Hersteller von Isoliergläsern, die entsprechende Lösungen liefern müssen. Hinsichtlich Energieeffizienz sind Warme Kante-Systeme nach über 20 Jahren am Markt heute „Stand der Technik”. Das ist unstrittig.

Ihr Marktanteil liegt bei über 70 Prozent, was allerdings auch bedeutet, dass nach wie vor viele Isoliergläser mit Abstandhaltern aus Metall hergestellt und eingebaut werden. Das hat auf Verbraucherseite sicherlich damit zu tun, dass der traditionelle Glasrandverbund mit Spacern aus Aluminium oder Edelstahl gegenüber der Warmen Kante in der Anschaffung etwas kostengünstiger ist. Dass die Warme Kante langfristig Kosten einspart, wird unter kurzfristigem Spardruck gerne übersehen, hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Gebäudehülle: Welche Aspekte spielen bei den Isolierglasherstellern eine Rolle, wenn es um die Umstellung auf einen Warme Kante-Abstandhalter geht?
Lenz: Damit sich Warme Kante-Systeme weiter verbreiten, müssen alle Beteiligten, vom Planer, über den Fensterbauer bis hin zum Glashersteller, an einem Strang ziehen. Das Bewusstsein für Qualität wächst erfreulicherweise, stößt jedoch an Grenzen, wenn es um die Wirtschaftlichkeit in der Herstellung und Verarbeitung geht. Kein Zweifel: Isolierglashersteller müssen effizient produzieren können, damit sie bei dem Gemeinschaftsprojekt Warme Kante mitmachen.

Ein Hersteller, der schon immer Abstandhalter aus Metall verarbeitet hat, überlegt sich sehr genau, ob und wie es sich für ihn rechnet, auf Hybrid-Abstandhalter aus Kunststoff und Metallfolie umzustellen. Ohne Produktivität keine Warme Kante, deshalb ist mir das Thema Produktivität sehr wichtig. Wir haben uns bei Technoform zum Ziel gesetzt, unsere Partner bei solchen Fragen mit unserer Erfahrung und unserem Know-how umfänglich zu unterstützen.

 Jörg Lenz, Produktmanager Technoform: Die Wahl des Warme Kante-Systems sollte sich in erster Linie daran orientieren, was den größtmöglichen Mehrwert für den Endverbraucher schafft. Hier sind Qualität und Langlebigkeit der Warmen Kante entscheidende Faktoren. Die Kosten spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, sollten jedoch stets der Qualität folgen, nicht umgekehrt. Foto: © Technoform Jörg Lenz, Produktmanager Technoform: Die Wahl des Warme Kante-Systems sollte sich in erster Linie daran orientieren, was den größtmöglichen Mehrwert für den Endverbraucher schafft. Hier sind Qualität und Langlebigkeit der Warmen Kante entscheidende Faktoren. Die Kosten spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, sollten jedoch stets der Qualität folgen, nicht umgekehrt. Foto: © Technoform

Gebäudehülle: Welche Warme Kante-Systeme begegnen Ihnen bei Isolierglasherstellern und worin unterscheiden sich die Systeme?
Lenz: Vereinfachend kann man zwei Arten von Warme Kante-Systemen unterscheiden: Da gibt es zum einen die „flexiblen”, man könnte sie auch als die „weichen” Systeme bezeichnen, bei denen der Abstandhalter von der Rolle oder aus dem Fass direkt auf die Glasscheiben aufgebracht wird. Auf der anderen Seite gibt es die „starren” Systeme, wie die Hohlkammerprofile von Technoform.

Sie sind nahezu identisch mit gängigen Abstandhaltern aus Metall, außer, dass sie nicht aus Metall, sondern aus thermischem Kunststoff mit einer Metallfolie als Diffusionssperre gegen das Eindringen von Feuchtigkeit in den Scheibenzwischenraum und gegen Edelgasverlust hergestellt werden und sehr viel energieeffizienter sind.

Gebäudehülle: Wo liegen die Unterschiede der beiden Systeme?
Lenz: „Flexible” Systeme haben den Vorteil, dass sich die maschinelle Verarbeitung sehr gut automatisieren lässt. Die Scheiben durchlaufen den Prozess nahezu ohne manuelle Unterstützung. So lässt sich manueller Aufwand einsparen und das Produktionstempo erhöhen. Dazu sind jedoch eigene zusätzliche Maschinen und Prozesse notwendig. Warme Kante-Systeme mit starren Profilen lassen sich dagegen mit gängigen Maschinen und Verfahren für die Verarbeitung von Metall-Abstandhaltern herstellen.

Zudem sind Profilstangen aus Kunststoff sehr biegesteif und stabilisieren so den Randverbund. gebäudehülle: Gibt es das eine System für alle Anforderungen? lenz: Beide Arten von Warme Kante-Systemen haben je nach Zielsetzung ihre Vor- und Nachteile. Das Prinzip „One fits all” – ein „flexibles” Randverbund-System für alle Anforderungen – mag im Einzelfall attraktiv erscheinen, um Prozesse zu automatisieren, kann jedoch in eine Sackgasse führen.

Abstandhalter aus Kunststoff lassen sich sehr produktiv in Standardverfahren verarbeiten und ermöglichen gleichzeitig langfristig die notwendige Flexibilität für individuelle Lösungen. Das eine System für alle Anforderungen gibt es nicht, deshalb fahren vor allem große Isolierglashersteller zwei- und mehrgleisig. Ziel sollte es immer sein, höchste Qualität für den Endverbraucher zu schaffen. Dem sollten Fragen der Produktivität folgen, nicht umgekehrt.

Gebäudehülle: Sie sagen, Warme Kante-Abstandhalter aus Kunststoff seien eine „sichere Bank” für Hersteller, die bisher hauptsächlich Metall-Spacer verarbeitet haben. Wie ist das gemeint?
Lenz: Bevor Warme Kante-Systeme auf den Markt kamen, wurden Isolierglasfenster mit Abstandhaltern aus Metall hergestellt. Wie die Hohlkammerprofile von Technoform wurden die Metallprofile im Verarbeitungsprozess zugeschnitten, gebogen, mit Trockenmittel befüllt, auf die Scheibe aufgebracht und der Randverbund abschließend abgedichtet. Die meisten Isolierglashersteller beherrschen diesen Prozess schon seit Jahrzehnten.

Die Umstellung auf Kunststoffprofile ist somit sehr einfach möglich. Sie bleiben auf der sicheren Seite, weil sie keine neuen Maschinen und Anlagen anschaffen oder Mitarbeiter neu schulen müssen. Es macht in der Herstellung kaum einen Unterschied, ob man Abstandhalter aus Metall oder Kunststoff verarbeitet, deshalb sind Warme Kante-Abstandhalter aus Kunststoff und Metallfolie für Hersteller eine sichere Bank und ein Ticket in die Zukunft, denn die Zeichen der Zeit stehen klar auf Warme Kante.

Bei der Anpassung der Biegemaschinen unterstützen wir unsere Kunden vor Ort und helfen mit Rat, wenn im Einzelfall neue Maschinenteile angeschafft werden müssen. Das ist jedoch alles mit deutlich weniger Aufwand und Kosten verbunden als die Umstellung auf ein völlig neues System.

Weitere Informationen: Den bebilderten Fachartikel als PDF-Datei herunterladen: Warme-Kante-Lösungen: Den Alleskönner gibt es nicht

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