KI stößt im Handwerk auf großes Interesse. Das zeigte auch der Fachvortrag des KI-Spezialisten Bilal Zafar (r.) anlässlich der Schüco Metallbau-Fachtage. Selbst die Stehplätze im Veranstaltungsraum wurden knapp. In der Praxis eingesetzt wird Künstliche Intelligenz in den meisten Handwerksbetrieben aber noch nicht.

KI stößt im Handwerk auf großes Interesse. Das zeigte auch der Fachvortrag des KI-Spezialisten Bilal Zafar (r.) anlässlich der Schüco Metallbau-Fachtage. Selbst die Stehplätze im Veranstaltungsraum wurden knapp. In der Praxis eingesetzt wird Künstliche Intelligenz in den meisten Handwerksbetrieben aber noch nicht. (Foto: © Vössing)

Viele Handwerker nutzen KI noch nicht

Mit dem "KI-Index Handwerk.NRW" liegt die aktuell deutschlandweit umfangreichste Studie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) speziell in Handwerksbetrieben vor. Über 1.200 Unternehmen aus allen Gewerken und Regionen Nordrhein-Westfalens haben an der Erhebung teilgenommen.

Ein zentrales Ergebnis der repräsentativen Befragung: KI ist noch längst nicht überall im Handwerk angekommen, doch interessiert viele. Allerdings fehlt es oftmals an ausreichend Information, Möglichkeiten und Ressourcen. Durchgeführt wurde die Studie vom Projekt "Künstliche Intelligenz und Digital- Offensive für das HANDwerk.NRW" (KIDiHa), das ausschließlich vom Land NRW gefördert wird.

Für Glaser, Fensterbauer, Tischler und viele weitere Gewerke lohnt sich die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz. Denn Einsatzmöglichkeiten gibt es genug: Vom Chatbot, der erste Kundenanfragen rund um die Uhr klärt, über die KIPrognose, die Bestellmengen optimiert, bis hin zur automatisierten Angebotserstellung oder dem Malerroboter, der körperlich anstrengende und langweile Tätigkeiten übernimmt.

Doch wie steht es um den aktuellen, tatsächlichen Einsatz von KI im Handwerk? Hierauf gibt der "KI-Index Handwerk.NRW" erstmals in dieser Größenordnung wissenschaftlich fundiert Antworten.

Rund 33 Prozent der Betriebe in NRW nutzen KI

Der Index bewertet die Voraussetzungen und den Einsatz von KI in den Betrieben auf einer Skala von 0 bis 5. Von der Stufe 0, einem "analogen Handwerksbetrieb" geht es bis zum "KI-Vorreiterbetrieb" auf Stufe 5.

Der Durchschnittswert liegt in der Auswertung bei 1,78 ("Digitalisierter Handwerksbetrieb"), was darauf hinweist, dass die meisten Handwerksbetriebe über eine grundlegende digitale Infrastruktur verfügen, der konkrete Einsatz von KI jedoch noch intensiviert werden kann. Rund 33 Prozent der Betriebe in NRW nutzen KI bereits bzw. haben die Technologie ausprobiert, gut 67 Prozent der Betriebe tun das noch nicht.

Es fehlt an Personal

Es fällt auf, dass größere Betriebe etwas besser abschneiden. Während kleine Betriebe mit unter fünf Mitarbeitenden oft wenig bis keine Berührungspunkte mit KI haben, unternehmen größere Betriebe vereinzelt erste Schritte in Richtung KI-Implementierung.

Der Einsatz von Sprachassistenten und Chatbots gehört zu den am häufigsten verwendeten KI-Technologien. Allerdings fehlt es vielen Betrieben an qualifiziertem Personal, das sich gezielt mit der Integration von KI-Systemen auseinandersetzen kann. Auf der anderen Seite zeigt der Index, dass das Interesse der Mitarbeitenden an der neuen Technologie durchaus vorhanden ist.

Unterstützung erwünscht

Ein weiteres zentrales Ergebnis ist der Wunsch nach externer Unterstützung. Rund 58 Prozent der Betriebe geben an, Hilfe beim Thema KI zu benötigen, wobei die meisten auf die Unterstützung durch Organisationen des Handwerks wie Kreishandwerkerschaften und Kammern vertrauen. Diese Erkenntnis verdeutlicht die Notwendigkeit, gezielte Fortbildungsmaßnahmen und Beratungsangebote zu schaffen, um die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern.

Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Handwerk mit gut 200.000 Betrieben in NRW, fast 1,17 Millionen Beschäftigen in der Branche und einem Jahresumsatz von rund 162 Milliarden Euro eine bedeutende wirtschaftliche Größe ist. "Die Potenziale von KI sind auch für kleinere Handwerksbetriebe enorm", so der Leiter des KIDiHa-Projektes, Prof. Dr. Klaus Schafmeister.

"Das Handwerk kann KI als Werkzeug nutzen, um Antworten auf aktuelle Herausforderungen wie den Fachkräftemangel, hohe Energiekosten, aufwändige Dokumentation oder eine optimierte Kundenorientierung und vieles mehr, zu finden."

Der Start mit KI

Aus den Ergebnissen des "KI-Index Handwerk. NRW" lässt sich ableiten, dass Transferund Unterstützungsangebote zur Information und Weiterbildung speziell für das Handwerk und insbesondere für kleinere Betriebe dringend benötigt werden. Das Projekt KIDi- Ha versteht sich als eine Anlaufstelle für interessierte Betriebe.

Zu den Angeboten von KIDiHa zählen der "KI-Pilot", ein Selbsttest, mit dem Betriebe einschätzen können, wie weit sie in Sachen KI bereits jetzt sind und welche Handlungsempfehlungen sich aus dem Ergebnis ableiten. Darüber hinaus werden in der Publikation "KI im Handwerk – Beispiele, Trends und neue Perspektiven" Anwendungsfälle aufgeführt, aktuelle Trends diskutiert und die Auswirkungen auf die Branche beschrieben.

In Kooperation mit dem Fraunhofer IOSB-INA aus Lemgo entwickelt KIDiHa bedarfsorientierte Anwendungen in einigen Handwerksbetrieben – von der KI-Ladentheke für einen Bäcker bis zum "Digitalen Meister" für eine SHK Betrieb.

Über das Projekt

Hinter dem "KI-Index Handwerk.NRW" steht das Projektkonsortium aus der Fachhochschule des Mittelstands (FHM), dem Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo und der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, das seit Juli 2023 das Vorhaben "Künstliche Intelligenz und Digital-Offensive für das HANDwerk in NRW" vorantreibt. Das Projekt wird ausschließlich vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und bildet eines der Flagships der Kompetenzplattform KI.NRW.

Sämtliche Erkenntnisse des Projektes werden in verschiedenen Formaten allen interessierten Betrieben in NRW zur Verfügung gestellt. Dies geschieht zum Beispiel in Form von Handwerkerfrühstücken, Ausstellungen, oder Veröffentlichungen. Die gesamte Studie "KI-Index Handwerk.NRW" sowie Grafiken stehen zum Download bereit.


Weitere Informationen (1): www.ki-di-ha.de/ki-studie


Weitere Informationen (2): Den bebilderten Fachartikel als PDF-Datei herunterladen: Viele Handwerker nutzen KI noch nicht