In Deutschland werden rund drei Viertel der Fenstereinheiten in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als Dreifach-Verglasung ausgeführt. In einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich der Anteil der thermisch optimierten Abstandhalter.

In Deutschland werden rund drei Viertel der Fenstereinheiten in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als Dreifach-Verglasung ausgeführt. In einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich der Anteil der thermisch optimierten Abstandhalter. (Foto: © René Müller)

Mehr Effizienz in der Iso-Fertigung

Isolierglas mit Warmer Kante ist ein ausgereiftes Produkt für einen umkämpften Markt, der durch niedrige Margen, Fachkräftemangel und Billigimporte sowie aktuell durch Lieferengpässe und steigende Materialkosten gekennzeichnet ist.

Durch den Einsatz flexibler Abstandhalter können Isolierglashersteller ihre Fertigungs-Effizienz und Produktqualität und damit auch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern.

Der Satz "das ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" gilt auch für den Randverbund. Der Abstandhalter und seine Trockenmittelkapazität sind in Verbindung mit Primärdichtung und Sekundärdichtstoff ein wesentliches Element für Wasserdampf-, Gasdichte und energetische Performance der Isolierglaseinheit über das gesamte Produktleben.

Die unterschiedlichen Abstandhalter-Technologien am Markt lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen, die allerdings erhebliche Unterschiede bei der Isolierglasfertigung mit sich bringen: starre Hohlprofile, die mit Trockenmittel befüllt und zu Abstandhalterrahmen zusammengesetzt werden, und flexible Systeme, die bereits ein Trockenmittel enthalten.

Flexible thermoplastische Abstandhalter aus Polyisobutylen werden im heißen Zustand aus einem Fass auf die Glasscheibe aufextrudiert, Abstandhalter aus Silikon-Strukturschaum kommen vorgefertigt von der Rolle und werden ebenfalls automatisch entlang der Glaskante appliziert. Bei flexiblen Abstandhaltern entfallen die Produktionsschritte Profile schneiden, biegen und zusammenstecken sowie die Trockenmittelbefüllung und das separate Butylieren außerhalb der Isolierglaslinie.

Hohe Anforderungen

Abstandhalter müssen gegen Wind- und Klimalasten, UV-Strahlung, Temperatur sowie mechanische Beanspruchung beständig sein und mit den jeweiligen Dichtstoffen wie PU, Hot-Melt-Butyl oder Silikon eine dauerhafte Verbindung eingehen. Es darf weder Gas aus dem Inneren entweichen noch Feuchte durch den Randverbund in das Isolierglas eindringen. Last but not least übernimmt der Randverbund auch Verantwortung für die strukturelle Integrität von Glaskonstruktionen in der Fassade.

Komplettprogramm für die flexible Isolierglasproduktion: Edgetech liefert für jeden Anwendungsfall den passenden Super Spacer-Abstandhalter. Foto: © Edgetech/QuanexKomplettprogramm für die flexible Isolierglasproduktion: Edgetech liefert für jeden Anwendungsfall den passenden Super Spacer-Abstandhalter. Foto: © Edgetech/Quanex

Super Spacer struktureller Silikonschaum macht den Randverbund flexibel, federt quasi den Druck ab, und die Bruchgefahr für das Glas wird deutlich reduziert. Weniger Belastung im Randverbund bedeutet bessere Dichtigkeit und Langlebigkeit der Glaseinheiten. Der ganze oder teilweise Ausgleich der auf den Randverbund einwirkenden Lasten ist ein Vorteil, den im Vergleich zu rigiden Abstandhaltern speziell die vorgeformten Abstandhalter mit integriertem Trockenmittel wie Edgetech Super Spacer TriSeal für sich beanspruchen können.

Die Materialeigenschaften werden mit entsprechenden Prüfungen nachgewiesen. So haben wir bei Edgetech/ Quanex zum Beispiel die Scherbelastungsfähigkeit getestet. Eine rund 6 x 3 m große und 6 mm dicke Isolierglaseinheit wurde nur über den integrierten, hochfesten primären Acrylkleber verklebt. Die Einheit wurde an einer Seite mit Vakuumsaugern angehoben. Der Abstandhalter gab während der 30-minütgen Testphase keinen Millimeter nach.

Der Versuch zeigt: Diese zusätzliche Haftebene entlastet die primäre PIB-Dichtung, die somit ausschließlich als Wasserdampf- und Gasbarriere zur Sekundärdichtung fungiert. Im sogenannten Dade-Country Hurricane-Test, einem US-basierten Test, hielten die Einheiten Windgeschwindigkeiten von 350 km/h bei positivem Winddruck und von fast 400 km/h bei Sogwirkung stand. Höhere Werte konnte die Testanlage nicht erzeugen.

Einer für alles

Eine Mischung aus Serienfertigung und Individualfertigung sowie aus Automatisierung und manuellen Tätigkeiten zum Beispiel für das Handling und die Montage von Scheiben und Abstandhaltern kennzeichnet die Situation in vielen europäischen Isolierglasbetrieben. Der Trend zu großflächigen Panoramascheiben sowie zu freigeformten und gebogenen Gläsern erhöht zusätzlich die Komplexität der branchentypischen Variantenfertigung.

Dies bedeutet traditionell, dass ein großer Vorrat an verschiedenen Abstandhaltersystemen vorgehalten werden muss, vom preisgünstigen Edelstahlprofil über rigide Hohlprofile aus Kunststoff bis hin zu flexiblen Abstandhaltern, die ihre Vorteile vor allem bei der automatisierten Fertigung ausspielen. Wir verfolgen bei Edgetech/Quanex schon immer die Philosophie "einer für alles".

Super Spacer-Abstandhalter aus flexiblem Schaumstoff eignen sich für die manuelle Applikation bei Sonderanfertigungen, die automatische Verarbeitung im Randverbund klassischer Fenster, Isolierglaseinheiten in Structural Glazing-Fassaden sowie für warm und kalt gebogene Isoliergläser. Darüber hinaus verträgt sich der Strukturschaum mit allen gängigen Dichtstoffen wie Hot Melt Butyl, Polyurethan, Silikon und Polysulfid.

Da das integrierte Trockenmittel die Scheibenzwischenräume sehr schnell trocknet, können Isolierglaseinheiten mit Super Spacer-Abstandhaltern direkt nach der Verarbeitung gehandhabt, verpackt und im Außenbereich gelagert werden.

Von Christoph Rubel
Der Autor ist European Technical Manager bei der Heinsberger Edgetech Europe GmbH.

 

Weitere Informationen: Den bebilderten Fachartikel als PDF-Datei herunterladen: Mehr Effizienz in der Iso-Fertigung

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