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FASSADE - Aktuell | Oktober 2024
Forster Campus feiert Eröffnung
Gut zwei Jahre nach dem Spatenstich hat Forster Profilsysteme pünktlich zum 150-jährigen Firmenjubiläum die Eröffnung des Forster Campus in Romanshorn gefeiert.
(Foto: © DGNB e.V.)
November 2023
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat die Variante ihres Zertifizierungssystems für kleine Wohngebäude grundlegend überarbeitet und bis Anfang Januar 2024 zur Kommentierung bereitgestellt.
Diese ist sowohl für Neubauten als auch für Sanierungen nutzbar. Neben einer inhaltlichen Fokussierung auf Themen wie Klimaschutz und Kreislauffähigkeit wurde die Zahl der Kriterien stark reduziert. Dabei sind die Anforderungen des vom Bund vergebenen Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) vollumfänglich integriert. Neu entwickelte Tools und Checklisten sorgen für eine vereinfachte Anwendung der Zertifizierung.
"Der Großteil der Immobilien in Deutschland sind Wohngebäude und viele davon sind dringend sanierungsbedürftig – deshalb liegen hier wichtige Hebel für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz", erklärt Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB.
"Mit unserem grundlegend überarbeiteten Zertifizierungssystem für kleine Wohngebäude bieten wir ein wirksames Planungs- und Optimierungsinstrument, das genau hier ansetzt. Ob Sanierung oder Neubau: Die Zertifizierung hilft Bauherren, Projektentwickelnden, Architekturschaffenden, Fertighausherstellern und Bauträgern dabei, ihre Projekte nachweislich zukunftsfit zu gestalten."
Gemeint sind damit Gebäude, die über nutzungsgerechte, flexible und den Bedürfnissen anpassbare Grundrisse und Bauformen verfügen. Es geht um Häuser, die langfristig werthaltig sind, ein Plus an Wohnqualität bieten und so geplant sind, dass sie über den gesamten Lebenszeitraum möglichst wenig Fläche, Energie und Rohstoffe verbrauchen – im Bau, während der Nutzung bis hin zum möglichen Rückbau.
"Als Nebeneffekt der Zertifizierung versprechen wir uns, dass Hauseigentümer ihre Mieter über Baumaßnahmen, die aus Umweltgesichtspunkten sinnvoll sind, fundiert informieren können und diese bestenfalls an der Realisierung beteiligen", sagt Johannes Kreißig.
"Außerdem ist eine übergeordnete Zielsetzung, alle Involvierten besser zu qualifizieren, was die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten im Wohnbereich angeht. Hier gibt es aktuell noch viel Unsicherheit aufgrund von fehlenden Kenntnissen oder Erfahrungen."
Die bisher gültige Version des DGNB Systems für kleine Wohngebäude stammt aus dem Jahr 2013. Diese ist nur für Neubauten anwendbar, umfasst 28 Kriterien und ist vergleichsweise aufwändig in der Anwendung. Mit der Ausweitung auf die Nutzbarkeit für Sanierungen und die Verschlankung auf nunmehr 16 Kriterien macht die DGNB einen wichtigen Schritt zur verbesserten Anwendbarkeit bei kleinen Bauvorhaben.
Trotz der Verschlankung ist das Zertifizierungssystem weiterhin mit den Anforderungen des Bundes zum Erhalt des QNG-Siegels harmonisiert. Dieses ist maßgebend für den Erhalt von Fördermitteln im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).
Mit der Überarbeitung des Kriterienkatalogs reduzieren auch sich die Aufwände im Rahmen der Auditierung. Hierfür hat die DGNB praxistaugliche Checklisten und Tools entwickelt, die die Bearbeitung der Zertifizierung vereinfachen. Zur besseren Orientierung wurden im Kriterienkatalog die Projektphasen benannt, in denen die jeweiligen Indikatoren zu berücksichtigen sind – von der Bestandserfassung über den Planungs-, den Umsetzungs- und letztlich den Nutzungsprozess.
Ein inhaltlicher Schwerpunkt der Überarbeitung ist das Thema Klimaschutz. Um die Gebäude systematisch zur politisch geforderten Klimaneutralität zu führen, ist etwa die Erstellung eines individuellen Klimaschutzfahrplans gefragt. Dabei folgt das Zertifizierungssystem dem Credo, Gebäude als aktive Elemente der Energiewende zu stärken.
Auch die Kreislauffähigkeit der Häuser steht noch mehr als bislang im Fokus. So wird die Verwendung kreislauffähiger Materialien, Baustoffe oder Produkte unterstützt. Mit Blick auf eine Stärkung der Zukunftsfähigkeit liegt ein weiterer Fokus der Überarbeitung auf der Berücksichtigung von Klimaanpassungsmaßnahmen sowie einer besseren Dokumentation, um eine möglichst lange Nutzung des Gebäudes zu gewährleisten.
Die Kriterien der neuen Version des DGNB Systems für kleine Wohngebäude verteilen sich auf die drei Themenfelder der ökologischen, der ökonomischen sowie der soziokulturellen und funktionalen Qualität. Teilweise wurden Anforderungen, die bislang der technischen Qualität oder der Prozessqualität zugeordnet waren, mit anderen Kriterien zusammengeführt.
Zur ökologischen Qualität zählt allen voran das Kriterium "Klimaschutz und Energie", bei dem eine Ökobilanzierung für das Gebäude gefordert wird. Die Vermeidung von Schad- und Risikostoffen ist genauso zu beachten wie eine verantwortungsbewusste Ressourcengewinnung und eine zirkuläre Bauweise. Das Kriterium "Trinkwasserbedarf und Abwasseraufkommen" soll zur intensiven Nutzung von Grau- und Regenwasser motivieren. Auch Maßnahmen zur Stärkung der Biodiversität am Standort werden belohnt.
Zudem steht das Thema Suffizienz im Blickpunkt. Hierbei geht es zum Beispiel darum, auf unterirdische Baumaßnahmen zu verzichten, eine angemessene Wohnfläche pro Person anzustreben und möglichst wenig Fläche zu versiegeln bzw. bereits bebaute Grundstücke zu entsiegeln.
Investitions- und Zukunftssicherheit sowie eine lebenszyklusorientierte Kostenplanung stehen im Fokus der ökonomischen Qualität des Zertifizierungssystems. Ganz neu dabei ist das Kriterium "Projektvorbereitung und -planung" – ein wichtiger Schlüssel um Nachhaltigkeit und Bezahlbarkeit zusammenzubringen. Ebenfalls neu ist das Kriterium "Bauprozess und Projektübergabe". Das Kriterium "Wertstabilität und Anpassbarkeit" wurde um die Untersuchung möglicher Klimarisiken am Standort erweitert.
Aus soziokultureller und funktionaler Sicht steht die Verbesserung der Wohnqualität an oberster Stelle. Hierbei geht es um die Innenraumluftqualität, die thermische und visuelle Qualität sowie die Akustik und den Schallschutz. Hinzu kommt das überarbeitete Kriterium "Barrierefreiheit" und das neu entwickelte Kriterium "Architektur und Funktionalität", zu dem die DGNB ab sofort ein eigenes Tool für die Auditierung anbietet.
Innerhalb der einzelnen Kriterien variieren die Anforderungen teilweise in Abhängigkeit davon, ob das Zertifizierungssystem bei einem Neubau oder einer Sanierung bzw. Modernisierung angewandt wird. Damit werden die spezifischen Voraussetzungen der jeweiligen Projekttypen gezielt berücksichtigt.
Die DGNB stellt auch diese Weiterentwicklung der eigenen Zertifizierung öffentlich zur Kommentierung zur Verfügung. Interessierte haben bis einschließlich 7. Januar 2024 die Möglichkeit, ihre Anmerkungen über ein Online-Formular unter www.dgnb.de/kommentierung an die DGNB zu übermitteln. Neben den konkreten Kriterien kann auch das neu angebotene Tool "Architektur und Funktionalität" kommentiert werden.
Dabei hat die DGNB ein paar kleinere Regeln zur Kommentierung aufgestellt: Gefragt sind Anmerkungen zur methodischen Praxistauglichkeit der konkreten Indikatoren sowie der Erfüllbarkeit der darin formulierten Anforderungen. Auch allgemeine Hinweise zur Fokussierung der Themen sind willkommen. Nicht erwünscht sind dagegen Kommentare mit der Zielsetzung, Partikularinteressen zu vertreten. Vorschläge, die geforderte Ambitionen beim Klimaschutz herabsetzen, werden von der DGNB aufgenommen, haben jedoch kaum Aussicht auf Umsetzung.
Die jetzt zur Kommentierung bereitgestellte Version ist gültig für Einfamilienhäuser ebenso wie für Gebäude mit bis zu fünf Wohneinheiten. Bei allen größeren Wohnprojekten gilt die im Frühjahr veröffentlichte Version 2023 des DGNB Systems für Neubauten bzw. die Version 2021 des DGNB Systems für die Sanierung von Gebäuden.
Weitere Informationen: Wer mehr wissen möchte, findet sämtliche Informationen online unter www.dgnb.de/kleine-wohngebaeude. Dort gibt es auch den vollständigen Kriterienkatalog der Kommentierungsversion kostenlos zum Download.
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