Mit seiner Erfindung des modernen Mehrscheiben-Isolierglases legte Alfred Arnold (1919 – 1994) den Grundstock für die Unternehmensgruppe Arnold Glas.

Mit seiner Erfindung des modernen Mehrscheiben-Isolierglases legte Alfred Arnold (1919 – 1994) den Grundstock für die Unternehmensgruppe Arnold Glas. (Foto: © Arnold Glas)

Alfred Arnold: Erfinder des modernen Isolierglases

FASSADE - Aktuell

November 2019

Am 9. November 1919 wurde Alfred Arnold geboren. Mit der Erfindung eines Mehrscheiben-Isolierglases hat er die Glasbranche revolutioniert.

So ausgestattete Fenster bildeten die Basis für gemütliche Wärme in vielen Wohnungen. Seine Idee war zudem das Fundament zur Gründung eines der innovativsten Glasveredler Europas: die Unternehmensgruppe Arnold Glas mit weltweit neun Standorten.

Zum 100. Geburtstag des Vaters haben sich die Söhne und Inhaber des Familienunternehmens nicht für einen Festakt entschieden, sondern im Sinn des Vaters für eine unternehmerische Investition: die neue Arnold-Akademie in der Alten Kelter in Miedelsbach.

In der Alten Kelter in Miedelsbach im Remstal vor den Toren Stuttgarts liegt die Wiege des Familienunternehmens Arnold Glas. Hier baute Alfred Arnold, der am 9. November 1919 in Augsburg geboren wurde, im Jahre 1959 die ersten Mehrscheiben-Isoliergläser für Fenster nach einem Prinzip, das sich heute als Standard etabliert hat. Mit dieser Erfindung legte er den Grundstein für die Unternehmensgruppe Arnold Glas sowie für die Isolar Gruppe (Isolar = Isolierglas nach Arnold).

Ausbildung zum Glasschleifer

Seine Faszination für den Werkstoff Glas entdeckte Alfred Arnold während seiner Ausbildung zum Glasschleifer. Schon sehr früh entwickelte er ein Gespür für die vielen Variationsmöglichkeiten, die ihm das Veredeln und Gestalten rohen Glases bot.

Nach der Gesellenprüfung im Jahr 1948 folgten die Ausbildung zum Flachglasveredler sowie Besuch und Abschluss verschiedener berufsbezogener Fachschulen. Das Wissen sowie die Fertigkeiten, die er dabei erwarb, bildeten den Grundstock für seine Entwicklung eines Mehrscheiben-Isolierglases, das sich in großen Stückzahlen fertigen ließ.

Elastische Verbindungen als Schlüssel zum Erfolg

Die von Alfred Arnold entwickelte elastische Verbindung war die Voraussetzung für die Fertigung von Mehrscheiben-Isoliergläser in großen Stückzahlen. Foto: © Arnold GlasDie von Alfred Arnold entwickelte elastische Verbindung war die Voraussetzung für die Fertigung von Mehrscheiben-Isoliergläser in großen Stückzahlen. Foto: © Arnold Glas

Isolierglas war in den späten 1950er-Jahren zwar schon bekannt aber ein fast unerschwingliches Luxusgut. Dessen einzelne Scheiben mussten aufwändig mit dem Rand verlötet werden. Diese starre Verbindung ersetzte Alfred Arnold durch ein elastisches, geklebtes System mit Aluminiumschienen, dessen Vorteile enorm waren. Arnolds Scheiben hatten weniger Ausfälle in der Produktion, waren deutlich belastbarer und wiesen eine höhere Lebensdauer auf.

Vor allem aber: Das patentierte Verfahren konnten auch mittelständische Unternehmen anwenden. Damit legte Alfred Arnold den Grundstock für die große Verbreitung des Isolierglases für Fenster – und senkte die Heizkosten in vielen Häusern und Wohnungen. Denn anders als die bis dahin verwendeten Standardprodukte, sorgte das Isolierglas für gemütliche Wärme, ohne dass das Geld zum Fenster hinausgeheizt wurde.

Lizenzverträge mit Unternehmen in ganz Europa

Schon kurz nach Anmeldung des Patents, hatte Alfred Arnold die Idee, Isolierglas in großen Stückzahlen abseits der Großindustrie herzustellen. Nahezu gleichzeitig mit der Gründung seines eigenen Unternehmens, den Glaswerken Arnold, Anfang 1960, schloss er daher erste Lizenzverträge mit Unternehmen in ganz Europa.

Hieraus entstand eine der größten Vereinigungen mittelständischer Hersteller von Mehrscheiben-Isolierglas in Europa – die Isolar Gruppe. Ihr Name geht auf den Markennamen zurück, den Alfred Arnold 1963 für seine Erfindung eintragen ließ: Isolar, eine Abkürzung für "Isolierglas nach Arnold".

Umzug nach Remshalden und neue Produkte

1965 zogen die Glaswerke Arnold von Miedelsbach ins nahegelegene Remshalden. Die Alte Kelter war für das florierende Unternehmen zu klein geworden. Über die Jahre hinweg entwickelten die Glaswerke Arnold das Mehrscheiben-Isolierglas kontinuierlich weiter und erschlossen neue Anwendungsgebiete.

1966 kam das Isolar Dekorex Glas mit besonderen Lichtstreuungs- und Blendschutzeigenschaften in den Handel. Produkte für Schallschutz (Akustex), Angriffsschutz (Multipact), Wärmeschutz (Neutralux), Brandschutz (Ardorex Arnold Fire) oder Vogelschutz (Ornilux) erweiterten die Familie der Isoliergläser von Arnold Glas und sind bis heute erhältlich.

Auf dem Weg zur innovativen Unternehmensgruppe

Der wirtschaftliche Erfolg zog weitere Standortgründungen nach sich: 1969 in Fürstenfeldbruck, 1971 in Gunzenhausen. Zudem übernahmen die Glaswerke Arnold nach und nach weitere Unternehmen. Eine neue Entwicklung Alfred Arnolds, die bis heute Anwendung findet, führte 1981 zur Gründung der Firma Arcon in Feuchtwangen.

Dabei erhalten die Glasscheiben in einem speziellen Verfahren eine feine Beschichtung mit Gold oder Silber. Ein Unterschied zu konventionellem Glas ist nicht sichtbar, doch ist die Wärmedämmung um ein Vielfaches besser.

Die Glaswerke Arnold wuchsen zu einer Firmengruppe, zu der heute die Unternehmen Glas Wagener und Cristalux gehören. An neun Standorten weltweit ist die Gruppe tätig und beschäftigt rund 850 Mitarbeiter. Auch nach dem Tod des Unternehmensgründers im Jahr 1994 blieb die Unternehmensgruppe in Familienhand: Aktive Gesellschafter sind die drei Söhne Alfred Arnolds, Günther, Harald und Hans-Joachim; Hans-Joachim Arnold ist zudem Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Alte Kelter wird zur Arnold-Akademie

Den 100. Geburtstag des Firmengründers haben die Glaswerke Arnold zum Anlass genommen, die erste Produktionsstätte des Unternehmens neu zu beleben. "Wir wollten eine unternehmerische und damit eine in die Zukunft gerichtete Entscheidung treffen, ganz im Sinne unseres Vaters", betont Hans-Joachim Arnold und spielt dabei auf die Investition in Umbau und Sanierung der Alten Kelter zur Arnold-Akademie in Miedelsbach an.

"Wir werden die Arnold-Akademie 20 bis 30 Mal im Jahr als Schulungszentrum und Räumlichkeiten für unsere Mitarbeiter nutzen", sagt Hans-Joachim Arnold. An allen restlichen Tagen im Jahr steht die neue Arnold-Akademie den Miedelsbacher Bürgerinnen und Bürgern für Feiern und Kulturveranstaltungen zur Verfügung.

"Eine Party zum Jubiläum war für uns einfach nicht mehr zeitgemäß. Mit der Arnold-Akademie entwickeln wir etwas, was dem Firmengründer gerecht wird und zugleich ein gutes Miteinander mit der Stadt Schorndorf, dem Ortsteil Miedelsbach und der ganzen Region schafft", ist Arnold überzeugt.

www.arnold-glas.de