Rüdiger Fischer: "Rollläden aus Kunststoff sind komplett recyclebar und somit absolut nachhaltig."

Rüdiger Fischer: "Rollläden aus Kunststoff sind komplett recyclebar und somit absolut nachhaltig." (Foto: © Fischer)

Kunststoff-Profile: Nachhaltige Produkte mit Zukunft

Seit über 60 Jahren bietet Leo Kunststoffprofile mit Sitz in Leonberg hochwertige, technisch ausgereifte und zukunftssichere Produkte, die durch nachhaltige Qualität, höchste Stabilität und Formbeständigkeit überzeugen.

Vor rund fünf Jahren wurde in der Produktion von Kunststoffprofilen von Blei auf die umweltfreundlichen Stabilisatoren auf Calcium-Zink-Basis umgestellt, was für das Unternehmen entsprechende Produktionsänderungen mit sich brachte. Maren Meyerling vom RTS Magazin und Olaf Vögele von der Glaswelt sprachen gemeinsam mit Vertriebs- und Marketingleiter Rüdiger Fischer, um Einblicke in die Auswirkungen dieser Umstellung zu erhalten und mehr über Möglichkeiten von Rollladen-Profilen aus Kunststoff zu erfahren.

Unter realen Einbaubedingungen wurden die Versuchsaufbauten durchgeführt. Foto: © Leo KunststoffprofileUnter realen Einbaubedingungen wurden die Versuchsaufbauten durchgeführt. Foto: © Leo Kunststoffprofile

Herr Fischer, die Vorgaben haben 2015 erheblichen Einfluss auf Ihre Produktion genommen. Wie sind Sie damit umgegangen?
Rüdiger Fischer: Grundsätzlich haben wir diese Entscheidung natürlich befürwortet. Nichtsdestotrotz mussten wir unsere Produktion maßgeblich umstellen, schließlich mussten wir uns auf die neuen Materialeigenschaften einstellen, die sich aus der Rezeptur-Änderung ergeben haben. Insgesamt ist uns das sehr gut gelungen und wir konnten hier vor allem auf die Unterstützung unseres langjährigen Partners Begra Granulate GmbH & Co. KG setzen.

Wie waren Ihre ersten Erfahrungen nach der Rezepturänderung?
Rüdiger Fischer: Nach dem ersten halben Jahr ist unsere Reklamations-Quote gestiegen. Wir lagen bis dahin bei etwa 0,07 - 0,08 Prozent, Mitte 2016 waren es dann 0,52 Prozent. Dem sind wir in Zusammenarbeit mit Begra unverzüglich auf den Grund gegangen. Man muss immer bedenken, dass hier viele Faktoren zusammenkommen und man das Material, die Fertigung und das Endprodukt gemeinsam analysieren muss. Dazu kam der extreme heiße Sommer in 2016. Letztendlich konnte die Rezeptur erfolgreich angepasst werden, so dass unsere Reklamationsquote bereits 2017 wieder in unserem vorherigen Bereich lag.

Was musste denn an der Rezeptur geändert werden?
Rüdiger Fischer: Bei den Optimierungen ging es insbesondere um den Vicat-Wert, der die Wärmeformbeständigkeit von Kunststoffen beschreibt. Als noch das Schwermetall Blei verwendet wurde, lag dieser bei 80,7. Nach der Umstellung auf Calcium-Zink ist er auf 78,5 gesunken. Begra hat im Zuge zahlreicher Tests am Prüfstand sowohl das Gleit- als auch am Stabilitätspaket optimiert, so dass wir nun mit der neuen Rezeptur wieder bei einem Wert von 80,7 liegen.

Durch Mess-Sensorik wurden verschiedene Parameter wie, z. B. die Oberflächentemperatur, permanent erfasst. Foto: © Leo KunststoffprofileDurch Mess-Sensorik wurden verschiedene Parameter wie, z. B. die Oberflächentemperatur, permanent erfasst. Foto: © Leo Kunststoffprofile

Was hatten die Startschwierigkeiten für Ihr Unternehmen für Folgen?
Rüdiger Fischer: In Bezug auf die Zusammenarbeit mit unseren Fachpartnern war das kein großes Problem, da wir die Reklamationen wie vorher auch entsprechend behoben haben und die Ursache dafür transparent zu erklären war. Ich würde deshalb eher von einem Image-Schaden sprechen der einfach herbeigeredet wurde. Meines Erachtens war das unverhältnismäßig, wenn man sich die Zahlen, die daraus resultierenden Fakten sowie die nachfolgende Entwicklung ansieht.

Auf welche Problematiken sollte beim Kunststoff-Rollladen denn grundsätzlich geachtet werden?
Rüdiger Fischer: Bei hohen Temperaturen im Sommer sollten die Rollläden wie in der TR 121 vom BVRS definiert, als Sonnenschutz nur in hängender Position heruntergefahren werden. Geeignete Motoren erkennen auch in Verbindung mit Stahlfedern oder von festen Wellenverbindern die untere Endlage, ohne zusätzlichen Druck auf den Panzer auszuüben. Ein weiteres Problem entsteht durch nicht optimal passende Führungsschienen in Bezug zur Stabnenndicke. Hier gibt es bei Neubaurollläden durch "fremde Führungsschienen" meist zu viel Luft, was die Waschbrettbildung (S-Form) begünstigt, während es bei Vorbaurollläden gut geregelt ist. Besser wären Führungsschienen, die bereits für engwickelnde Rollladenprofile modifiziert sind.

In ständigen Versuchsreihen werden neben dem Vicat-Wert auch das E-Modul und die Schlagzähigkeit ermittelt. Foto: © Leo KunststoffprofileIn ständigen Versuchsreihen werden neben dem Vicat-Wert auch das E-Modul und die Schlagzähigkeit ermittelt. Foto: © Leo Kunststoffprofile

Wo sehen Sie klare Vorteile von Kunststoff-Rollläden?
Rüdiger Fischer: Rollläden aus Kunststoff sind komplett recyclebar und somit absolut nachhaltig. Sie bieten die einfachste und günstigste Möglichkeit, Räume zu beschatten und im Winter Wärmeverluste zu vermeiden. Auch störender Lärm wird dank hoher Dämpfungsfaktoren reduziert. Dabei sind sie form- und wetterbeständig und punkten vor allem durch ihre Stoßunempfindlichkeit. Mit hohem Metergewicht trotz kleinstem Ballendurchmesser gewährleisten sie gute Stabilität – auch bei extremen Witterungsbedingungen.

Welche Potenziale sehen sie für die Zukunft?
Rüdiger Fischer: Kunststoff bietet auch perspektivisch viele Möglichkeiten, da Weiterentwicklungen in Zusammenarbeit mit Begra in puncto Vicat-Wert ohne Frage möglich sind. Denkbar wäre zum Beispiel das Material so zu modifizieren, dass es nicht absorbiert sondern reflektiert. Dann wären Kunststoff-Rollläden um ein Vielfaches effektiver, als bisher. Da ist also noch Luft nach oben und wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unserem Partner weiter daran zu arbeiten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen: www.leo-kunststoffprofile.de