Abwechslungsreiche Wintergartentage 2019
Die Wintergarten-Branche traf sich in Berlin zu den Wintergartentagen 2019.
Auf dem Programm standen neben der Fachtagung zu aktuellen Themen des Wintergartenbaus auch die Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Wintergarten e.V. sowie die Ausstellung von Mitgliedsbetrieben und Partnern des Wintergartenbaus.
Dr. Steffen Spenke eröffnete die jährliche Fachtagung, zu der der Bundesverband Wintergarten e.V. alle am Bau von Wintergärten, Terrassendächern und anderen Glasbauten beteiligten Fachkollegen eingeladen hatte.
Mustervertrag bewährt als Formulierungshilfe
Dr. Edgar Joussen stellte in bewährter Weise viele praxisrelevante Tipps für Branchenbetriebe vor. Foto: © Bundesverband Wintergarten e.V.Als ersten Vortragenden begrüßte er Rechtsanwalt Dr. Edgar Joussen von der Kanzlei Joussen & Schranner in Berlin zu dem Thema „Der richtige Umgang mit Mängeln – Rechte von Auftraggebern und Auftragnehmern“. Zum wiederholten Mal konnte Dr. Edgar Joussen aus seinem umfangreichen Fundus zahlreiche für die Praxis des Handwerkes wichtige Fälle darstellen.
Dr. Edgar Joussen hatte 2018 für den Bundesverband auch einen Mustervertrag erarbeitet, der Mitgliedsbetrieben Rechtssicherheit bei ihrer Vertragsgestaltung gibt. Er hat sich bewährt als Formulierungshilfe, um sicherzustellen, dass alle wesentlichen Fragen beachtet werden.
Technische Regeln und neue Entwicklungen
Dipl.-Ing. Ralf Spiekers (Bundesverband Holz und Kunststoff – Bundesinnungsverband der Tischler/Schreiner, Berlin) ging in seinem Vortrag vor allem auf die DIN 18008 mit seiner umstrittenen „80-cm-Regel“ ein. Er hinterfragte kritisch die Notwendigkeit einer solchen Erschwerung (und Verteuerung) der Erstellung von Bauelementen und referierte die Normung als Gratwanderung zwischen faktischer Notwendigkeit und ökonomischer Interessen.
Am Nachmittag des ersten Tages fand eine Architekturführung zu neuen Glasbauten in Berlin statt. Die Teilnehmer wurden hier mit vielen interessanten technischen Neuentwicklungen und Aspekten der Stadtplanung vertraut gemacht. Schon seit langem fester Bestandteil der Tagung ist das abendliche Branchentreffen, das von vielen Mitgliedern zum Erfahrungsaustausch genutzt wird.
Praxistipps für die Branchenbetriebe
Das Vortragsprogramm des zweiten Tages leitete Dipl.-Ing. Guido Strasser mit einem Vortrag zu „Befestigung von Wintergärten und Fenstern an Außenwänden mit geringer Festigkeit und barrierefreien Schwellen“ ein. Guido Strasser konnte mit vielen Beispielen aus seiner Praxis als Gutachter auf spezifische Probleme bei der fachgerechten Montage hinweisen.
Dem folgte ein Beitrag von Dr. Uwe Arndt (Fachausschuss Marketing). Der mit „Wintergarten-WIKI“ überschriebene Vortrag ging auf verschiedene Themen ein. Zunächst wurde aus aktuellem Anlass noch einmal auf das Thema „Datenschutzgrundverordnung“ und seine Relevanz für die Handwerksbetriebe hingewiesen.
Daten auswerten und nutzen
Dipl-Ing. Henning Wagner (Orgadata AG, Leer) ging in seinem Beitrag zu „Digitalisierung in Verkauf, Planung und Fertigung von Wintergärten und Terrassendächern“ nicht nur auf die Hilfen bei Planung, Visualisierung und Angebot ein, sondern zeigte auf, wie der Handwerksbetrieb auch Daten zum Beispiel von Google Analytics für sich auswerten und nutzen kann.
Den Schlusspunkt des Vortragsprogramms setzte Prof. Jutta Rump (Institut für Beschäftigung und Employability, Ludwigshafen). Sie behandelte das Thema „Fachkräftesicherung: Was Betriebe heute für morgen wissen sollten – wie bleibe ich ein attraktiver Arbeitgeber für qualifizierte Fachkräfte?“
Individuelle Orientierungen
Prof. Jutta Rump behandelte ein zentrales Zukunftsthema: Wie können auch kleinere Betriebe auf das Problem des zunehmenden Fachkräftemangels reagieren? Foto: © Bundesverband Wintergarten e.V.Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2030 mit bis zu 6,5 Mio. fehlenden Arbeitskräften gerechnet werden muss. Die Ursachen für diese Entwicklung sind in einem Mix aus demografischer Entwicklung und veränderten Einstellungen junger Leute zu suchen.
Prof. Jutta Rump stellte dar, dass bei den nun nachfolgenden Generationen immer mehr individuelle Orientierungen zum Zuge kommen. Es geht um Abkehr von Hierarchien, vom Streben nach „Work-Life-Balance“ und um einen Trend zur „sanften Karriere“. Ein Handwerksbetrieb müsse somit sicherstellen, dass er ein Image entwickelt, in dem sich auch junge Leute mit ihren Interessen und Perspektiven einbringen können.
Als „Marke“ im lokalen Umfeld etablieren
Hier geht es um eine Art „Markenbildung“, die einen Betrieb auszeichnet, der Perspektiven aufzeigt, das Einbringen von Kompetenzen ermöglicht, Maßnahmen für „lebenslanges Lernen“ ergreift und einem Wunsch nach Aufmerksamkeit und Fürsorge Rechnung trägt.
Nicht nur große Konzerne, sondern auch kleinere Betriebe könnten sich als „Marke“ in ihrem lokalen Umfeld etablieren und zeigen, dass sie die Balance im magischen Dreieck zwischen Kompetenz und Qualifikation, Identifikation und Motivation sowie Wohlbefinden und Gesundheit finden und halten können.
www.bundesverband-wintergarten.de
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