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FASSADE - Aktuell | Oktober 2024
Forster Campus feiert Eröffnung
Gut zwei Jahre nach dem Spatenstich hat Forster Profilsysteme pünktlich zum 150-jährigen Firmenjubiläum die Eröffnung des Forster Campus in Romanshorn gefeiert.
Eine Insolvenz ist nicht gleichbedeutend mit dem Untergang des betroffenen Unternehmens. Wichtig ist, mit der Herausforderung richtig umzugehen und die damit möglicherweise verbundenen Chancen zu erkennen. (Foto: © bluedesign - stock.adobe.com)
Juli 2024
Eine Insolvenz muss nicht zwangsläufig das Aus für ein Unternehmen bedeuten, sondern kann auch eine Chance für einen Neustart sein, weiss der Experte Ulrich Kammerer.
Neue Verfahren und professionelle Hilfe eröffnen nach seiner Einschätzung gute Perspektiven für den Erhalt des Unternehmens.
Viele Deutsche verbinden mit dem Wort "Insolvenz" vor allem ein Gefühl der Schande und des Misserfolgs – ein in der Bundesrepublik stark negativ aufgeladener Begriff. "So existiert eine große Zurückhaltung, offen über das Thema Insolvenz zu sprechen.
Zahlreiche Unternehmer zögern, sich rechtzeitig professionelle Hilfe zu suchen, aus Angst vor einer möglichen Stigmatisierung oder dem Verlust des gesellschaftlichen Ansehens", weiß Ulrich Kammerer, geprüfter ESUG- und StaRUGBerater sowie Vorstand von UKMC eG – Die Unternehmer- Retter by Ulrich Kammerer.
Während der deutschsprachige Raum bei einer Insolvenz regelmäßig eine maximierte und möglichst gleichmäßige Verteilung des Restvermögens des Unternehmens auf die Gläubiger durchsetze, stehe in Frankreich vor allem der Erhalt von Arbeitsplätzen und in den USA die Chance eines Neustarts für den Schuldner im Mittelpunkt der Bemühungen.
"Andere Länder sehen so in der Insolvenz eher eine verhältnismäßig normale wirtschaftliche Herausforderung, die es im geschäftlichen Alltag zu überwinden gilt. Gerade deswegen müssen deutsche Unternehmer wissen, was im Fall der Fälle zu tun ist", so Kammerer.
Einfach ausgedrückt, entsteht eine Insolvenz entweder durch die Zahlungsunfähigkeit eines Schuldners gegenüber seinen Gläubigern oder durch die Überschuldung des Unternehmens. Dabei hat dieser Zustand oft verschiedene Gründe. Nicht immer handelt es sich um jahrelange Misswirtschaft oder ein unzureichendes Geschäftsmodell. Schon eine schlechte Entscheidung oder ein unvorhergesehenes Ereignis stellt ein Unternehmen schnell vor vollendete Tatsachen.
Für Unternehmer kann eine Insolvenz das zeitnahe Ende des eigenen Geschäftsbetriebs bedeuten, vor allem wenn aus Unkenntnis oder Sorglosigkeit keine entsprechenden Gegenmaßnahmen und Vorbereitungen getroffen wurden.
"In Deutschland gibt es verschiedene gesetzliche Verfahren. Normalerweise denkt der typische Unternehmer dabei immer an die klassische Regelinsolvenzverwaltung, die in der überwiegenden Zahl der Fälle zum Verkauf oder zur Zerschlagung des Betriebs und somit für den Unternehmer zum Verlust seiner Firma führt. Seit 2012 ist das gesetzlich präferierte Insolvenzverfahren jedoch das ESUG, bestehend aus Eigenverwaltung und Schutzschirmverfahren, 2021 hat sich hier auch die Option des StaRUG-Verfahrens hinzugesellt", erklärt Kammerer.
Eine Insolvenz hat meist weitreichende Auswirkungen, nicht nur für die betroffenen Personen oder Betriebe, sondern auch für ihre Kreditgeber, Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden und die allgemeine Gesamtwirtschaft. Dies reicht vom Zahlungsausfall über Jobverlust bei den Angestellten und Störung von empfindlichen Lieferketten bis zum Vertrauensverlust für die Marke.
Bei der in der Vergangenheit üblichen Regelinsolvenz kam es häufig zur Zerschlagung oder zum Verkauf der Firma, und der Unternehmer verlor sein Unternehmen, so Kammerer. Etliche Betroffene sahen sich auch massiven Haftungsansprüchen des Insolvenzverwalters ausgesetzt.
Mit den neueren ESUG- und StaRUG-Verfahren hingegen liege die Wahrscheinlichkeit, dass der Eigentümer sein Unternehmen behalte, mit circa 80 Prozent um ein Vielfaches höher, und auch die Gläubiger erhielten durchschnittlich eine drei- bis fünffach bessere Quote.
"Allgemein ist es wichtig, zu betonen, dass Insolvenz niemals das endgültige Aus für ein Unternehmen bedeuten muss", erläutert der Experte. Mit der richtigen professionellen Hilfe haben Betriebe die Chance, sich auch von größeren finanziellen Schwierigkeiten zu erholen und sogar gestärkt aus dieser Erfahrung hervorzugehen.
Dafür braucht es unter anderem ein klares Restrukturierungs- oder Sanierungsvorhaben und eine strategische Planung für die Zukunft. All dies lässt sich in der Regel optimal umsetzen, wenn Unternehmer und Geschäftsführer sich bereits vor Eintritt in die Krise intensiv mit dem Thema beschäftigen, so dass sie auf auftretende Schwierigkeiten proaktiv und informiert reagieren sowie frühzeitig entsprechende Beratung hinzuziehen, empfiehlt Kammerer. Noch wichtiger bleibe jedoch die Erkenntnis, dass die saubere Vorbereitung auf Krisenzeiten keine einmalige Aufgabe darstellt. Kammerer verdeutlicht:
"Vielmehr sollten Betriebe Krisenprävention als fortlaufenden Prozess betrachten, der einer regelmäßigen Überprüfung und Aktualisierung bedarf, um im Ernstfall mit der nötigen informierten Gelassenheit agieren zu können. Unternehmen, die erst dann beginnen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, laufen ansonsten Gefahr, unzureichend vorbereitet zu sein, vermeidbare Fehler zu machen, Kapital und Existenzgrundlage unnötigerweise zu vernichten und sich so einem höheren Risiko auszusetzen, unterzugehen.
Insgesamt handelt es sich bei Insolvenz in den allermeisten Fällen nicht um ein persönliches Versagen der Unternehmensleitung, sondern vielmehr um einen Indikator dafür, dass sich die wirtschaftliche Landschaft um das jeweilige Unternehmen herum zunehmend verändert und es dringende Anpassungen im Betrieb braucht, um bestehen zu können." Durch eine rechtzeitige Vorbereitung und eine proaktive Herangehensweise können Unternehmen nicht nur Krisen besser bewältigen, sondern auch langfristig erfolgreich bleiben.
Weitere Informationen: Den bebilderten Fachartikel als PDF-Datei herunterladen: Dem Ernstfall Insolvenz vorbeugen
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