Gastgeber und Referenten beim Verfuger Workshop der Deutschen Bauchemie (v.l.):  Petra Fischer, Olaf Pretzsch, Maik Rabe, Dieter Fritschen, Frank Boldt,  Ina Hundhausen, Jörg Teller und Lynn Schwarz.

Gastgeber und Referenten beim Verfuger Workshop der Deutschen Bauchemie (v.l.): Petra Fischer, Olaf Pretzsch, Maik Rabe, Dieter Fritschen, Frank Boldt, Ina Hundhausen, Jörg Teller und Lynn Schwarz. (Foto: © Deutsche Bauchemie)

Professionalisierung bei Verfugern geht weiter voran

FASSADE - Aktuell

März 2023

Der 4. Verfuger-Workshop der Deutschen Bauchemie fand diesmal mitten im Ruhrgebiet statt: Rund 50 Teilnehmer waren ins Ausbildungszentrum des Berufsförderungswerks der Bauindustrie NRW nach Oberhausen gekommen.

Zum Programm zählte neben kompakten Theoriebeiträgen zu Fugendichtstoffen wieder ein umfangreicher Praxisteil.

Ina Hundhausen, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Bauchemie, betonte in ihrer Begrüßung die Zielsetzung des Verbandes, an einem klar definierten Berufsbild des Verfugers zu arbeiten, um die Tätigkeit so deutlich aufzuwerten und attraktiver zu machen. Genau dies ist vor dem Hintergrund der gestiegenen Anforderungen bei den Wohnungs-bauzielen der Bundesregierung und angesichts des hohen Sanierungsbedarfs im Bestandsbau und bei der Infrastruktur wünschenswert.

Bestätigen kann dies Christian Holten, Geschäftsführer der Fritz Nebeling & Sohn GmbH & Co. KG in Remscheid, ein Sanierungs- und Verfugungsspezialist mit zwölf Beschäftigten. "Wir begrüßen es sehr, dass der Verband einen Lehrberuf oder eine Weiterbildungsmöglichkeit zum Verfuger schaffen will. In unserem Unternehmen erhalten angehende Verfuger beispielsweise eine sechsmonatige innerbetriebliche Ausbildung. So qualifizieren wir die Beschäftigten und binden sie zugleich an unser Unternehmen, denn den Fachkräftemangel spüren wir in unserem Segment natürlich auch besonders stark."

Praktisches wie theoretisches Grundwissen

Eine wichtige Basis für qualifizierte Verfuger ist gleichermaßen praktisches wie auch theoretisches Grundwissen. Und genau darum ging es am 28. Februar in Oberhausen. Zuerst standen die unterschiedlichen Dichtstoffe auf dem Programm. Frank Boldt (Sika Deutschland GmbH) ging in seinem Vortrag auf die Besonderheiten von PU-Systemen ein und stellte die Anwendungsbereiche dieser Dichtstoffe vor. Denn neben dem Hochbau (DIN EN 15651-1) kommt Polyurethan beispielsweise auch in Kläranlagen oder Biogasanlagen zum Einsatz.

Und natürlich in Bodenfugen (DIN EN 15651-4). Über das breite Einsatzspektrum von Silikonen referierte Olaf Pretzsch, Dow Silicones Deutschland GmbH. Diese multifunktionalen Dichtstoffe werden hauptsächlich im Außenbereich verwendet. Sie sind elastisch von -40 bis +150 Grad Celsius und bieten den Vorteil der UV-Beständigkeit.

Eine besondere Eigenschaft von Acrylaten ist ihre gute Überstreichbarkeit, wie Lynn Schwarz von der Henkel AG & Co. KGaA betonte. Ein wichtiges Einsatz-spektrum dieser Dichtstoffe ist die Sanierung von Rissen im Innen- wie auch im Außenbereich.

Einblick in die wichtigsten Normen

Die Vorteile unterschiedlicher Dichtstoffe möglichst in nur einem Produkt zu kombinieren, ist laut Aussage von Maik Rabe, Tremco GCP Germany GmbH, mit so genannten Hybridsystemen gelungen. Seit den 1980er Jahren werden Polyurethane und Silikone zu Hybridsystemen verbunden und bei Fassaden- und Anschlussfugen, bei der Fenster-Befestigung und Abdichtungen eingesetzt.

Neben dem Wissen um die Produkte ist für jeden Praktiker auch ein Einblick in die wichtigsten Normen, Kennzeichnungen und Klassifizierungen unerlässlich. Dieter Fritschen von der Soudal N.V. übernahm diesen Part und erläuterte die wesentlichen Neuerungen der vergangenen Jahre.

Um rechtliche Aspekte und mögliche Fallstricke bei der Verarbeitung von Dichtstoffen ging es im Referat von Jörg Teller, Rechtsanwaltsgesellschaft SMNG. Darüber hinaus gab der Rechtsanwalt aber auch noch praktische Tipps, wie es sich rechtlich mit einer Auftragsvergabe über die sozialen Medien verhält und ab wann z. B. ein Auftrag als angenommen und akzeptiert gilt.

Mit höchster Qualität arbeiten

Der Nachmittag gehörte dann ausschließlich der Praxis. Analog zur EN 15651 waren vier Stationen - Fassade, Verglasung (Fenster), Sanitär und Fußgängerwege - eingerichtet. Hier konnten die Teilnehmer jeweils selbst Hand anlegen und das gerade Erfahrene umsetzen.

Neben der gründlichen Vorarbeit ging es an allen Stationen darum, den Teilnehmern aufzuzeigen, wie eine gesetzte Fuge möglichst sauber wird, wie lang die anschließende Bearbeitungszeit bis zur ersten Hautbildung ist und welche Hilfsmittel zum Glätten beispielsweise von Fassaden- oder Bodenfugen verwendet werden – etwa ein herkömmlicher Malerpinsel oder ein Teigspatel aus dem Haushaltsbereich.

Vor allem diese wertvollen Tricks und Kniffe der Experten an den Praxisstationen sind es, mit denen sich die Verarbeitung oftmals noch effizienter gestalten lässt. Denn wie überall ist auch für jeden Verfuger oberstes Gebot, möglichst schnell und mit gleichzeitig höchster Qualität zu arbeiten.


Weitere Informationen: deutsche-bauchemie.de