Referenten und Gastgeber des Symposiums Baudichtstoffe (v.l.): Steffen Drößler, Mario Sommer, Dieter Fritschen, Karin Lieb, Norbert Schröter und Petra Fischer. (Quelle: Deutsche Bauchemie)

Referenten und Gastgeber des Symposiums Baudichtstoffe (v.l.): Steffen Drößler, Mario Sommer, Dieter Fritschen, Karin Lieb, Norbert Schröter und Petra Fischer. (Quelle: Deutsche Bauchemie)

Branchenspektrum mit hohem Praxisbezug

Mit gut 120 Teilnehmern stieß auch die dritte Auflage des Symposiums Baudichtstoffe der Deutschen Bauchemie wieder auf sehr gute Resonanz aus der Branche.

Planer, Hersteller, Verarbeiter, Vertreter von Behörden und Institutionen erfuhren Aktuelles aus Theorie und Praxis rund um Baudichtstoffe und Bau(ordnungs)recht.

Positive Zahlen auch in Deutschland

Norbert Schröter, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Bauchemie und Moderator, eröffnete das Symposium mit einem Blick in den internationalen Markt. „Baudichtstoffe haben sich seit unserer letzten Veranstaltung 2014 positiv entwickelt“, so Schröter, „das Marktvolumen weltweit liegt bei ungefähr 8,6 Mrd. Euro.“

Europa habe daran mit 3,4 Mrd. Euro den größten Anteil, Asien liegt bei 2,3 Mrd. Euro, Nordamerika kommt auf 1,5 Mrd. Euro. Auch in Deutschland schreibe man positive Zahlen, was sich u.a. auch am Mitgliederzuwachs für den in der Deutschen Bauchemie für Baudichtstoffe zuständigen Fachausschuss 7 ablesen lasse.

Materialkunde und technische Grundlagen

Den Fachvortragsteil eröffnete Dieter Fritschen (Soudal N.V.) mit einer Materialkunde aus Anwendersicht. Nach der Erläuterung der Definitionen standen hier insbesondere die Klassifikation von Baudichtstoffen im Vordergrund und die damit verbundenen Anforderungen wie z.B. die Verträglichkeit zu anderen Baustoffen oder die Chemikalienbeständigkeit. Vor allem Planer und Verarbeiter erhielten Grundlagen und Kriterien für die richtige Baudichtstoff-Auswahl nach Einsatzbereich.

HandwerkMario Sommer (Sopro Bauchemie GmbH) stellte die Notwendigkeit der Planung von Bewegungsfugen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen und beklagte, dass manche Baustellen immer noch „freihändig“ ablaufen und sogar auf Bewegungsfugen ganz verzichtet wird. Zu welchen Ergebnissen das mitunter führt, wurde anhand teils drastischer Schadensbilder deutlich, die klar auf Planungsmängel zurückgehen. Mit den Grundlagen der Berechnung und Dimensionierung zeigte Mario Sommer anschließend, wie eine fachgerechte Planung von Bewegungsfugen und der Einbau aussehen sollten.

Anlagen zum Lagern, Abfüllen und Umschlagen (LAU-Anlagen) sind ein spezieller Anwendungsbereich von Baudichtstoffen. Über die technischen Regelwerke, die sehr speziellen Anforderungen von der Planung bis zur Ausführung und mögliche Lösungen in der Praxis berichtete Steffen Drößler (BASF Coatings GmbH). Auch er benannte häufige Fehler im Prozess und die Folgen, die bis zum Rechtsverstoß reichen können, wenn technische Regeln nicht beachtet werden.

Bauordnungsrecht bleibt aktuell

Nah an der Praxis orientierte sich auch der folgende Vortrag von Karin Lieb (ift Rosenheim) über den Einsatz von Klebeverbindungen bei Bauelementen. Sie schilderte insbesondere die normativen und baurechtlichen Vorgaben für Fenster, Türen und Fassaden. Kleben im tragenden Bereich, Kleben und Abdichten in der Verglasung und die Verträglichkeit der oft zahlreich in der Konstruktion verbauten Materialien (Kunststoffe) gehörten zu den Schwerpunkten.

Auf den neusten Stand in Sachen Bauordnungsrecht brachte die Symposiumsteilnehmer Dr. Bernhard Schneider (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit). In der Konsequenz der „längst noch nicht abgeschlossenen“ Diskussion zwischen der EU-Kommission und den deutschen Baubehörden sieht Dr. Schneider ambivalente Effekte.

Er rechnet mit mehr Engagement in der Normung und entsprechend „besseren und schnelleren Normen“ sowie einer höheren Verbindlichkeit für nationalen Input in Normungsmandate. Damit verbunden sei aber auch eine Zunahme der Marktüberwachung. Offene Fragen zwischen den Beteiligten müssten zur Not eine gerichtliche Klärung erfahren, was aber wiederum mehr Rechtssicherheit brächte für die Marktteilnehmer in Deutschland.

Diskussionen mit den Referenten

„Ein gutes Vergütungsmanagement beginnt bereits in der Angebotsphase!“ – Mit diesem Lehrsatz startet Rechtsanwalt Jörg Teller (SMNG Rechtsanwaltsgesellschaft mbH) seine Tour durch aktuelle Urteile rund um das Thema „offene Rechnungen“.

Wie positioniert sich der Auftragnehmer in der Angebotsphase? Wie wird der Bauvertrag durchgeführt und wie wird abgerechnet? Antworten lieferte der Jurist in Form von Urteilen mit direktem Praxisbezug. Inhalte und gerichtliche Entscheidungen zur im April dieses Jahres in Kraft getretenen neuen VOB rundeten den Vortrag ab.

Die Fragerunden nach jedem Beitrag und die Diskussionen mit den Referenten brachten für die Teilnehmer zusätzlichen Nutzeffekt. Norbert Schröter kündigte an, dass für 2018 die vierte Auflage des Symposiums Baudichtstoffe geplant werde.

Deutsche Bauchemie e.V.