Erneuter Rekord: 2019 kamen insgesamt 108 Teilnehmer nach Bad Wildungen.

Erneuter Rekord: 2019 kamen insgesamt 108 Teilnehmer nach Bad Wildungen. (Foto: © Fachverband Leben Raum Gestaltung)

Bad Wildunger Fenstertage: Theorie praktisch vermittelt

Anfang November fanden in den Räumlichkeiten der Holzfachschule Bad Wildungen die diesjährigen Bad Wildunger Fenstertage statt. Über 100 Teilnehmer sorgten dabei für ein volles Haus und einen erneuten Teilnehmerrekord.

Die Besucher profitierten dabei von einem vielfältigen Rahmenprogramm mit zehn Vorträgen sowie von einer begleitenden Ausstellung, an der 34 Unternehmen aus der Fensterbranche teilnahmen.

Am Donnerstag, den 7. November 2019, begannen die Fenstertage mit der offiziellen Eröffnung durch Wolfgang Kramwinkel, Landesinnungsmeister von Tischlerhandwerk Hessen. Kramwinkel wies dabei besonders auf die Tradition der Veranstaltung hin: "Seit über 40 Jahren finden die Fenstertage nun schon in Bad Wildungen statt und haben in der Zwischenzeit nichts an Aktualität verloren."

Über 100 Teilnehmer

Gleichzeitig bedankte sich der Landesinnungsmeister bei allen Teilnehmern, die zu den Fenstertagen gekommen waren, um sich weiterzubilden. Peter Ertelt, der Vorsitzende des Ausschusses "Fenster und Türen" im Fachverband führte anschließend genauer in das Programm der kommenden zwei Tage ein und freute sich über die Rekordteilnehmerzahl im vierten Jahr in Folge.

Über 100 Teilnehmer hatten sich zu den Bad Wildunger Fenstertagen 2019 angekündigt, so Ertelt. Ulrich Leber, betriebstechnischer Berater des Fachverbandes und Organisator der Fenstertage nahm sich anschließend die Zeit, um die Teilnehmer über Aktuelles aus der Fensterbranche zu informieren.

Spannende Vorträge zu vielfältigen Themen

Im Anschluss an die Eröffnung begann das Rahmenprogramm, das der Ausschuss "Fenster und Fassaden" des Fachverbandes Leben Raum Gestaltung in Zusammenarbeit mit Ulrich Leber und seinem Organisationsteam auf die Beine gestellt hatte. Bei der Themenzusammenstellung wurde besonders darauf Wert gelegt, die Theorie aus der Fensterbranche praktisch zu vermitteln. Insofern gab es in diesem Jahr besonders viele Erfahrungsberichte aus der Fensterbranche.

Zahlreiche Teilnehmer nutzten die begleitende Ausstellung, um sich über Neuheiten zu informieren. Foto: © Fachverband Leben Raum GestaltungZahlreiche Teilnehmer nutzten die begleitende Ausstellung, um sich über Neuheiten zu informieren. Foto: © Fachverband Leben Raum Gestaltung

Den Anfang machte Ralf Spiekers, Abteilungsleiter Technik, Normung, Arbeitssicherheit bei Tischler Schreiner Deutschland (TSD). Spiekers informierte die Teilnehmer in seinem Vortrag "Neue Herausforderungen durch Gesetze, Normen und Richtlinien" unter anderem über die DIN18008. So berichtete Spiekers, dass sich der Normenausschuss klar positioniert habe und dass es die umstrittene Regel zum verpflichtenden Einsatz von Sicherheitsglas nicht geben werde.

Mirko Gebert vom Ingenieursbüro Gebert ging in seinem Vortrag "Statik von Holzfenstern und –fassaden" unter anderem darauf ein, was bei der Baukörperbefestigung von Holzfenstern zu beachten ist und welchem Winddruck Holzfenster zum Teil ausgesetzt sein können.

Interessante Workshops

Hans Zimmermann (IGF Zimmermann Ingenieursgesellschaft) ging im Workshop "Pfostenriegel-Konstruktionen in der Praxis" anhand von Praxisbeispielen auf die Problematik von Pfosten-Riegelkonstruktionen ein. Dabei hob er besonders das Problem von stehendem Wasser hervor, das aufgrund von zu flachgeneigten Konstruktionen auftritt. Gerade bei Konstruktionen mit einer Neigung von unter 8 Grad sollte der Dichtungsbereich besonders begutachtet werden, so Zimmermann.

Rudolf Müller, Präsident der HWK Trier, behandelte in seinem Vortrag "Mitarbeitergewinnung von Anfang an" den Fachkräftemangel. Aus seiner Sicht müssen Betriebe das Problem an der Wurzel packen und bereits beim Betriebspraktikum ansetzen. Hierzu hat die HWK Trier ein Praktikumskonzept entworfen, das Betrieben dabei helfen soll, Praktikanten zu begeistern und zu zukünftigen Lehrlingen zu machen.

Im Workshop "Erfahrungsbericht Verkaufen im Fensterbau" erläuterte Frank Wilkening (Ohrem und Wilkening GmbH) Strategien für den Fensterverkauf. Beispielsweise hob Wilkening hervor, wie wichtig es sei, sich die richtigen Kunden auszusuchen. Wenn man das Gefühl habe, dass die Chemie nicht stimmt oder dass der Kunde nur den billigsten Preis haben will, sollte man von einer Zusammenarbeit absehen, so der Referent.

Vortrag "Fenstermontage im Bestand"

Die Referenten Marko Prentzel und Peter Ertelt (Ausschuss Fenster und Fassaden im Fachverband LRG) erläuterten im "Erfahrungsbericht – praktische Umsetzung der Lieferantenprodukthaftung" die seit 2018 gültige Neuregelung der Baurechtsreform, nach der Handwerker gegenüber Händlern einen Anspruch auf Ersatz der Aus- und Einbaukosten haben – falls das Produkt fehlerhaft war.

Als Folge der Neuregelung schränkten einige Händler – ganz legal – ihre Haftung in den AGB ein. Das veranlasste die Innung dazu, die "Initiative Fairer Handwerkspartner" zu gründen. Die dort aufgelisteten Lieferanten haben alle auf eine Anpassung der eigenen AGB verzichtet.

Thomas Radermacher, Präsident des Bundesverbandes des deutschen Tischler- und Schreinerhandwerks, stellte in seinem Vortrag "Fenstermontage im Bestand" die TSD-Richtlinie "Handwerkliche Montage von Fenstern und Türen im Gebäudebestand" vor. Unter anderem betonte Radermacher, dass eine Prüfung der baulichen Gegebenheiten im Vorfeld unerlässlich sei, um festzustellen, ob die Fassade möglicherweise Schäden aufweist.

Auf Dichtigkeits-Probleme hinweisen

In den Vorträgen und Workshops wurde eine hohe Bandbreite an Themen aus der Branche behandelt. Foto: © Fachverband Leben Raum GestaltungIn den Vorträgen und Workshops wurde eine hohe Bandbreite an Themen aus der Branche behandelt. Foto: © Fachverband Leben Raum Gestaltung

Beim Workshop "Erfahrungsbericht – Planung und Ausführung von Bodenschlüssen und Schwellen" mit Karl Standecker (Hahnbacher Rollladen und Fensterfabrik) führte der Punkt "Dichte Haustüren" zu einer regen Diskussion unter den Teilnehmern. Dass Haustüren zunehmend auf der Wetterseite von Häusern geplant werden, war aus Sicht vieler Teilnehmer ein Hauptproblem.

Denn auch wenn Haustüren nicht absolut dicht sein müssen, wird dies vor allem von den Kunden erwartet. Um nachträgliche Probleme zu vermeiden, empfahl Standecker, dass Kunden im Vorfeld auf Probleme mit der Dichtigkeit hingewiesen werden müssen, sollten Haustüren auf der Wetterseite montiert werden.

Neuregelungen der Baurechtsreform 2018

Matthias Brack (Brack Wintergarten) beleuchtete ist seinem "Erfahrungsbericht – Erfolgsgeheimnis Digitalisierung" die Chancen der Digitalisierung für das Handwerk. Dabei empfahl er den Teilnehmern, ihre Geschäftsmodelle einmal von einer ganz anderen Seite – am besten von der Kundenseite – zu denken.

Als einen großen Vorteil der Digitalisierung sieht Brack die Möglichkeit, den Nachwuchs wieder vermehrt für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Über die sozialen Medien lasse sich für kleines Geld eine kreative Nachwuchskampagne auf die Beine stellen, so Brack. Für diese müssten sich die Betriebe allerdings ausreichend Zeit nehmen, da Kreativität ordentlich "Hirnschmalz" erfordere.

Zum Abschluss der Fenstertage ging Heinz-Josef Kemmerling, Justitiar des Fachverbands Tischer Nordrhein-Westfalen, in seinem Vortrag "Baurechtsreform und Hinweispflichten im Baurecht" darauf ein, was sich im Zuge der Neuregelungen der Baurechtsreform 2018 geändert hat und welche Regelungen neu hinzugekommen sind.

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