Die Fachtagung Fassade 17 war auch in diesem Jahr sehr gut besucht. (Quelle: FASSADE)

Fassade 17: Internationale Perspektiven

FASSADE - Aktuell

März 2017

Fassaden für internationale Märkte: So lautete das Schwerpunktthema der Fachtagung Fassade 17 an der Hochschule Augsburg.

Auch in diesem Jahr hatten die Verantwortlichen um Prof. Dr.-Ing. Elisabeth Krön und Prof. Dr.- Ing. Armin Schwab wieder ein hochkarätiges Programm organisiert. Schon in den Eingangsworten sprach Prof. Krön einige der zahlreichen Herausforderungen bei der Planung und Ausführung von Fassadenprojekten im Ausland an – von normativen Unterschieden über klimatische Schwierigkeiten bis hin zu Logistik und Montage.

In den folgenden Fachvorträgen erfuhren die mehr als 230 anwesenden Planer, Fassadenbauer und Industrievertreter dann anhand konkreter Fallbeispiele aus erster Hand, wo die Probleme liegen und welche Lösungsansätze es bei internationalen Fassadenbauprojekten konkret gibt.

Projekt Lakhta Center

Zum Start referierte Dipl.-Ing. Klaus Lother (Permasteelisa Group London) über das Projekt Lakhta Center in St. Petersburg. Die in Erstellung befindliche 467 Meter hohe Zentrale von Gazprom stellt extreme Anforderungen an den Fassadenbauer. Von der Herstellung der komplexen Aluminiumfassade mit Windungen und Verdrehungen über den Einsatz kaltgebogener Gläser bis hin zur 65 Meter hohen Turmspitze aus Stahl reichen die bautechnischen Herausforderungen, so der Referent.

Dazu seien die speziellen russischen Regelwerke und die Extremtemperaturen zu berücksichtigen – nicht nur bei der Planung, sondern vor allem auch bei der Montage in eisigen Höhen.

Fallbeispiele für den US-Markt

Dipl.-Ing. Roman Schieber (Knippers Helbig) stellte im Anschluss unter dem Titel "Technische Umsetzung komplexer Sonderkonstruktionen im Ausland" verschiedene hochkarätige Fassadenprojekte vor – unter anderem den Flughafen Shenzhen in China – ein gigantisches Projekt mit Freiform-Fassaden in Wabenstruktur. Hier kamen neben planerischen und konstruktiven Herausforderungen zum Beispiel auch ganz "banale" Schwierigkeiten wie die Verständigung mit dem chinesischen Bauherrn hinzu.

Dr.-Ing. Will Laufs zeigte gebaute Fallbeispiele für den US-Markt und erklärte, dass dort vor allem in den Bereichen Sonderfassaden und individuelle Lösungen deutsche Ingenieurskunst gefragt sei. Neben herausragenden Projekten wie der Fassade des World Trade Center 3 stellte der Referent auch neue visionäre Material- und Fertigungsmöglichkeiten für die Fassade vor. Vor allem der 3D-Druck von Elementen – zum Beispiel freigeformter Knotenanschlüsse – werde zukünftig an Bedeutung gewinnen, so Will Laufs.

Erfahrungen aus Projekten in der Türkei

Nach einem Ausflug in die bauphysikalischen Aspekte bei der Planung internationaler Projekte durch M.Sc. Wolfgang Schnell erläuterte Dipl.-Ing. Kaan Kuran (Geschäftsführer Priedemann Fassadenberatung Istanbul) seine Erfahrungen aus Projekten in der Türkei und im mittleren Osten. Neben interkulturellen Problemen seien hier auch die Planungsverfahren und die Kostenkalkulation völlig anders, so Kaan Kuran.

Der Fassadenplaner werde viel später im Projekt hinzugezogen und müsse oftmals "Chaosbewältigung" betreiben. Flexibilität, Agilität und Kreativität seien bei solchen Projekten unabdingbar, so der Fassadenplaner.

Bauprojekt Central Bank of Nigeria

Dipl.-Ing. Antje Mendner (seinerzeit Julius Berger International, jetzt Ed. Züblin) schilderte das Bauprojekt Central Bank of Nigeria in Lagos aus der Sicht des Generalunternehmers. Eindrucksvoll schilderte sie die Probleme von der Kalkulation über die Vergabe bis hin zur Logistik. So wurden beispielsweise große Teile der Fassade für das Projekte komplett in Italien gefertigt und per Containerschiff nach Nigeria transportiert.

Auch in normativer Hinsicht herrschten in Nigeria riesige Unterschiede zum deutschen Markt vor. "Es existieren quasi keine Regelwerke bzw. sie werden nicht angewandt." Zum Abschluss der hochinteressanten Tagung referierte Dr.-Ing. Lutz Schöne (Leicht) über hochspezialisierte Planungsleistungen bei internationalen Projekten und wies dabei unter anderem auch auf die enormen Haftungsrisiken hin.

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